Die forensische Anthropologin Temperance Deasee Brennan versucht sich während einer gähnend langweiligen Fakultätssitzung am Campus der Universität von Charlotte, North Carolina, an wenig inspirierten autobiografischen Versuchen, als sie einen wichtigen Anruf von Tim Larabee erhält, den Leichenbeschauer des Mecklenburg County und Direktor der entsprechenden pathologischen Einrichtung in Charlotte. Die Jungs vom Morddezernat haben in einer unterirdischen Kammer Knochenreste gefunden, die in Zusammenhang mit einer rituellen Tötung zu stehen scheinen. Außerdem hat Brennan eine Wasserleiche aus dem Catawba River auf dem Tisch liegen.
Zusammen mit Detective Erskine Slidell vom Morddezernat des Charlotte-Mecklenburg PD versucht sie nicht nur, über die verschiedenen Sekten wie Santería, Voodoo, Wicca und Brujería zu recherchieren, sondern auch die Öffentlichkeit zu beruhigen, die durch die Sensationsberichterstattung in den Medien ziemlich aufgebracht ist. Während ihrer Ermittlungen stoßen sie auf einen Grabraub auf dem Elmwood Friedhof.
„Ich las die Inschrift. Mary Norcott London war 1919 gestorben. Sie war vierundzwanzig. Das Denkmal war von ihrem Ehemann, Edwin Thomas Cansler, errichtet worden. Ich dachte an den Schädel in meinem Labor. Gehörte er wirklich Susan Clover Redmon?Die Suche nach den Tätern gestaltet sich in der Stimmung verbreiteter Angst vor dem Treiben unbekannter Sekten schwieriger als erwartet. Doch ausgerechnet das T-Shirt ihres Ex- oder Noch-Geliebten Ryan bringt Tempe auf die richtige Spur …
Mary war Edwins Frau gewesen. Sie war so jung gestorben. Was für ein Mensch war Susan gewesen? Was für ein Unglück hatte ihr Leben derart verkürzt? Ihr Glück beendet oder ihr Leiden, ihre Hoffnungen oder Ängste?
Hatten trauernde Eltern Susans Sarg voller Liebe ihrem Grab übergeben? Dachten sie an ein Mädchen, das Malbücher mit Buntstiften ausfüllte, das mit seinem brandneuen Schulranzen in den Bus stieg? Hatten sie geweint, voller Kummer darüber, dass das Versprechen ihrer Zukunft nie in Erfüllung gehen würde? Oder war es ein Ehemann gewesen, der ihren Tod betrauert hatte? Geschwister?“ (S. 180 f.)
Kathy Reichs weiß als Professorin für Soziologie und Anthropologie, die auch als forensische Anthropologin arbeitet, worüber sie schreibt. Allerdings lässt sie auch kaum eine Möglichkeit aus, ihre Leserschaft mit ihrem Wissen zu beeindrucken. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen wie Tess Gerritsen oder Patricia Cornwell folgt Reichs nicht straff den Konventionen des Genres, sondern unterbricht den Handlungsverlauf und so auch den Spannungsaufbau immer wieder mit seitenlangen Ausführungen über die theoretischen Grundlagen ihres Fachgebiets oder – wie in ihrem elften Fall - auch über Charlottes Geschichte und die verschiedenen synkretischen Religionen unterbricht. Das ist auf der einen Seite natürlich sehr lehrreich, oft aber auch übertrieben ausführlich und so spannungshemmend. Wie Tempe zum Schluss den Fall löst, ist zwar spektakulär, aber auch ziemlich konstruiert.
Lesen Sie im Buch: „Der Tod kommt wie gerufen“