Die 34-jährige Anwältin Emma Feldman und ihr zwei Jahre ältere Mann, der bei der Stadt angestellte Sozialarbeiter Steven, machen es sich gerade mit ein paar Martinis in ihrem abgelegenen Haus am Lake Mondac gemütlich, als sie von zwei Männern überfallen werden. Steven kann gerade noch den Notruf betätigen und „Dies …“ sagen, dann ist die Leitung tot.
Tom Dahl, Sheriff in Kennesha County, Wisconsin, schickt die Polizistin Brynn McKenzie zur Überprüfung und entdeckt das erschossene Ehepaar und einen Wagen mit zerschossenen Reifen. Allerdings haben die beiden Gangster offensichtlich nicht mit Michelle gerechnet, Emmas Freundin aus Chicago, die übers Wochenende zu Besuch da war und einen der Männer mit einem Schuss in den Arm überraschen konnte, bevor sie selbst in den Wald fliehen konnte. Doch auch Brynn wird von den Männern überrascht und kann sich gerade noch aus ihrem im See versenkten Auto in den Wald retten. Als sich die beiden Frauen finden, müssen sie sich schnell einen Plan überlegen, wie sie ihren Häschern entkommen können. Denn Hart und Lewis geben erst Ruhe, wenn sie ihre Zeugeninnen beseitigt haben …
„Nein, Hart hatte nie vorgehabt, in die Stadt zurückzukehren, ohne vorher diese beiden Frauen auszuschalten, auch wenn es die ganze Nacht dauern sollte. Und notfalls auch noch den ganzen nächsten Tag, obwohl es in dieser Gegend dann von Cops und Sanitätern nur so wimmeln würde.Doch während der Jagd auf die beiden Frauen durchkämmt auch die Polizei und Brynns Mann Graham den Wald. Während der Katz-und-Maus-Jagd müssen die Beteiligten allerdings auch feststellen, dass die Motive und Identitäten längst nicht so klar sind, wie zunächst angenommen …
Ja, er wollte Michelle tot sehen, aber sie besaß eine niedrigere Priorität als die Polizistin. Das war die Person, die er auf jeden Fall umbringen musste. Sie stellte eine echte Bedrohung dar. Hart konnte sie nicht vergessen. Wie sie neben ihrem Wagen stand. Einfach dastand und auf ihn wartete. Ihr Gesichtsausdruck, der plötzlich zu besagen schien: Ich hab dich, was eventuell nur seine Einbildung gewesen war, wenngleich er das bezweifelte. Wie eine Jägerin, die genau den richtigen Moment für den Blattschuss abpasst. Wie Hart selbst.“ (S. 100)
Jenseits seiner populären Reihe um den querschnittsgelähmten Ermittler Lincoln Rhyme hat Bestseller-Autor Jeffery Deaver mit „Nachtschrei“ einen packenden Thriller geschrieben, der seine Spannung nur zum Teil aus den verzweifelten Rettungsversuchen der beiden Frauen vor ihren vermeintlichen Attentätern bezieht. So richtig verwirrend wird es nämlich erst, als das Motiv für die Morde an den Feldmans untersucht wird. Hier spielt Deaver geschickt mit den Erwartungen seiner Leser und den Konventionen des Genres. Etliche Wendungen zum Schluss hin sorgen hier für ein turbulentes, filmreifes Finale.
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