Der 33-jährige Schauspieler Jan Beckmann müht sich redlich um interessante Engagements, steht aber stets im Schatten seiner viel berühmteren Partnerin Clara Brehmer. Selbst als er bei einer Preisverleihung kurz das unwirkliche Gefühl hat, ausgezeichnet zu werden, ist es doch wieder seine 26-jährige Lebensgefährtin, die diesmal mit dem Deutschen Filmpreis geehrt wird. Frustriert kippt sich Jan unzählige Wodka-Lemon hinter die Binde und kotzt sich auf der gut gefüllten Tanzfläche die Seele aus dem Leib, was ein gefundenes Fressen nicht nur für die Boulevard-Presse ist.
Verschämt verdrückt sich Jan für einige Tage in seine Lieblingsstadt Prag, dann zu seinem Schauspieler-Freund nach Wien, um zunächst einmal Abstand von den peinlichen Geschehnissen zu gewinnen und sich dann ein paar Gedanken über sich und sein Leben zu machen.
„Als ich mit fünfzehn oder sechzehn beschloss, Schauspieler zu werden, war es mir irre wichtig, meinen Entschluss, in die ‚Kunst‘ zu gehen, durch mein Auftreten allen um mich herum möglichst anschaulich zu machen. Es waren outfitmäßig gruselige Jahre, mit schulterlangem Haar, russischem Armeemantel, weißem Künstlerschal aus Seide und zur Krönung: schwarze, kajalumrandete Augenlider.Doch nach seiner Rückkehr zu Clara und Luca geht es beruflich wieder aufwärts mit Jan. In einem Fernsehfilm darf er einen jungen Mann spielen, der an Hodenkrebs erkrankt und ganz neue Einsichten über das Leben gewinnt. Dabei ist Jans wirkliches Leben schon Lehrstunde genug. Zum einen versucht er seinen an Alzheimer erkrankten Vater im Pflegeheim zu verstehen, der in seinem Sohn stets nur seinen Vater erkennt, und die Beziehung zu Clara wird nicht einfacher, solange Jan seiner „verlorenen Familie“ nachtrauert.
Einige Jahre später, als ich noch in demselben viertklassigen Klaus-Kinski-Aufzug zum Schauspielvorsprechen ging, wurde ich, bevor ich überhaupt ein Wort sagen durfte, zum Abschminken auf die Toilette geschickt. Den Studienplatz hab ich bekommen. Trotzdem.
Auch wenn ich damals sicherlich das Gegenteil erreicht habe, es war mir immer extrem wichtig, dass die Leute von mir das denken, was ich wollte, dass sie denken.
Und wenn ich die eben gewonnene Auszeichnung meiner Freundin mit meinem dämlichen Neid und halbverdauten Kanapes vollkotze und mir die halbe Welt dabei zusieht, fühle ich mich abgeschminkt und beschissen zugleich. So sieht es aus, wenn ein Kontrollfreak die Kontrolle verliert.“ (S. 67 f.)
Oliver Wnuk, der als Ulf Steinke in der Büro-Comedy-Serie „Stromberg“ neben Stromberg und „Ernie“ Heisterkamp für die meisten Lacher sorgt und im richtigen Leben mit der erfolgreichen Schauspielerin Yvonne Catterfield liiert ist, gewährt – so könnte man meinen – mit seinem Debütroman „Wie im richtigen Film“ intime Einblicke in sein Leben als Schauspieler und Partner einer viel prominenteren Kollegin, denn dies ist auch die Konstellation in dem natürlich sehr humorvollen, aber auch tragikomischen Buch. Dass das Geschriebene tatsächlich dem Alltag entspricht, wie ihn ein nicht ständig in den Medien präsenter Schauspieler erleben könnte, verleiht dem kurzweiligen Roman eine angenehm authentische Note, aber auch die ernsten Untertöne, die immer wieder anklingen, wenn Jan Beckmann seinen Vater besucht und seine eigene verkorkste Familiengeschichte aufzuarbeiten versucht, sorgen für überraschend tiefsinnige Unterhaltung, die souverän die Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit bewahrt.
Lesen Sie im Buch - "Wie im richtigen Film"
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