(Diogenes, 260 S., Tb.)
Ähnlich wie sein gleichermaßen in den Genres Krimi, Horror
und Science-Fiction bewanderter Zeitgenosse Ray Bradbury hat „Psycho“-Autor
Robert Bloch zwar auch einige Romane geschrieben, doch sein liebstes
Betätigungsfeld schien das der Short Story gewesen zu sein, sind doch auch im
deutschsprachigen Raum neben seinen ebenfalls allesamt kurzen Romanen etliche
Kurzgeschichten-Sammlungen von ihm veröffentlicht worden. Dazu zählt auch „Der
große Kick“, eine Zusammenstellung von zwölf Geschichten, die im Original
in den Sammelbänden „Such Stuff As Dreams Are Made of“ (1979), „Cold
Chills“ (1977) und „Mysteries of the Worm“ (1981) erschienen sind,
somit dem Spätwerk des 1994 verstorbenen Autors zuzurechnen sind.
„Der Spiegelfluch“ erzählt zu Beginn die Geschichte von Ron,
der als Ansager auf einem Rummelplatz nicht nur „exotische Menschenwesen“
vorstellt, sondern auch das gefürchtete Rummelplatzmonster, das tief unten in
einer Grube haust und Hühnern, die dort hinuntergeworfen werden, im Nu den Kopf
abbeißt. Tatsächlich handelt es sich bei dem „Monster“ um einen armen Schlucker,
der bereit ist, alles für seine tägliche Ration Schnaps zu tun. Als sich Ron
mit Cora, der Enkelin der Handlesedame Madame Sylvia, vergnügt und sie
schwängert, hat das fatale Auswirkungen auf ihn…
Auch „Die Tierschau“ thematisiert das nicht immer koschere
Treiben auf einem Rummelplatz, diesmal sorgt Captain Ryders
Hollywood-Dschungelsafari für eine unangenehme Wendung im Leben des
Anhalters Dave, der den Fehler macht, Ryder auf einen kränklich wirkenden
Gorilla anzusprechen…
Schließlich bleibt „Die Karten lügen nicht“ diesem Gewerbe
verhaftet, begleitet den Showstar Danny Jackson dabei, wie er mit der
Prophezeiung, dass er auf Sonntag sterben würde, wie es in den Karten zu lesen
stand, umgeht. Es ist Mittwochabend, also noch genügend Zeit, den Unsinn, den
die alte Frau verzapft hat, zu vergessen. Doch Danny hat noch ein anderes
Problem: Er ist hochverschuldet, seine letzten drei Filme waren Flops, nun
enden auch die Probeaufnahmen für ein lukratives Fernsehprojekt in einem Fiasko…
Mit „Der Tempel des Schwarzen Pharaos“ und „Das Geheimnis des
Sebek“ begibt sich Robert Bloch in die Tiefen der ägyptischen Mystik. Da
begibt sich der Protagonist der zuletzt erwähnten Geschichte in Louisiana auf
das Kostümfest von Henricus Vanning, wo der Autor von ägyptischen Geschichten
auf einen Mann trifft, der wie Priester des alten Ägypten gekleidet ist und der
eine schreckliche Entdeckung macht, als er die Krokodilsmaske zu ergreifen
versucht…
„Das Ägypten meiner Träume – war es real? Warum hatte der eine Blick auf den rätselhaften Mann mit der Maske solchen Eindruck auf mich gemacht? Die Priester Sebeks hatten Blut vergossen, um sich die göttliche Rache zu sichern – konnten sie einen uralten Fluch Wirklichkeit werden lassen?“ (S. 136)
Diogenes veröffentlichte 1994 mit „Der große Kick“
eine durchaus interessante Kurzgeschichten-Sammlung von Robert Bloch,
der ja auch vor allem in seinen produktiven 1960er Jahren Drehbücher zu Horrorfilmen
wie „Das Kabinett des Dr. Caligari“, „Der Puppenmörder“, „Der Foltergarten
des Dr. Diabolo“ und „Totentanz der Vampire“ geschrieben hatte, wobei
einmal mehr die flüssige, leicht verständliche Sprache und die Fähigkeit zu
komprimierten Pointen im letzten Satz den Reiz der Geschichten ausmachen. Das
Rummelplatz-Thema wird zu Anfang etwas arg ausgereizt, während „Der Dickschädel“
auch Blochs Hang zu schwarzem Humor deutlich macht. Aber diese zwölf
Geschichten sind trotz ihres Unterhaltungswerts weit von Blochs besten
Erzählungen entfernt, präsentieren sie doch kaum wirklich neue Ideen.