China Miéville - „Spiegel“

Mittwoch, 8. Juli 2009

(Edition Phantasia, 130 S., HC)
Der in London lebende China Miéville zählt in seiner englischen Heimat mit nur wenigen Romanen bereits zu den meistbeachteten Horror-Schriftstellern und wurde schon mit Auszeichnungen wie dem British Fantasy Award, dem Arthur C. Clarke Award und dem Locus Award geehrt. Nun bringt der Bellheimer Verlag Edition Phantasia Miéville auch dem deutschen Publikum nahe.
„Spiegel“ ist eine kleine, aber feine Horror-Erzählung, die von Jorge Luis Borges’ „Das Buch der imaginären Wesen“ inspiriert der interessanten Vorstellung nachspürt, was geschehen könnte, wenn unsere Spiegelbilder ein Eigenleben entwickeln würden. Das kurze Szenario spielt sich in einem apokalyptisch zerstörten London ab, in dem sich Sholl in einem gestrandeten Doppeldecker-Bus mit vergitterten Fenstern häuslich eingerichtet hat. Sporadisch zerfetzt das Donnern von Handfeuerwaffen die Luft. Führerlos versuchen einzelne militärische Trupps, Kontakt zu ihren Befehlshabern und zur nicht mehr vorhandenen Regierung aufzunehmen. Sholl macht sich auf den Weg zu einem dieser versprengten Trupps und versucht Anhänger für seinen Plan zu finden, den so genannten Patschogen den Garaus zu machen. Sie haben sich einst aus der Abhängigkeit von den Menschen befreien können, waren nicht mehr nur Spiegelbilder, sondern entwickelten erst hinter dem verspiegelten Glas ein eigenes, die Menschen zutiefst erschreckendes Dasein, dann traten sie durch das Glas auf die andere Seite und entfachten einen fürchterlichen Krieg. Sholl begibt sich in den U-Bahn-Schacht von Hampstead, um dort den Vampiren, niederen Formen der Patschogen, entgegenzutreten… Höchst interessantes und vergnüglich zu lesendes Gedankenspiel um die Welt, die sich möglicherweise hinter unseren Spiegelbildern verbirgt. Die auf 250 nummerierte Exemplare limitierte Vorzugsausgabe wurde wunderschön von Reinhard Kleist illustriert und sowohl vom Autor als auch vom Illustrator handsigniert.

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