Joe R. Lansdale – (Hap & Leonard: 10) „Bissige Biester“

Donnerstag, 1. November 2018

(Golkonda, 269 S., Pb.)
Kaum ist Hap Collins halbwegs davon genesen, zweimal niedergestochen worden zu sein, sitzt er auch schon wieder im Büro von Brett Sawyer Investigations, der Detektei seiner Freundin Brett, während sein schwarzer schwuler Partner Leonard in Houston bei einem Online-Sex-Date verweilt. Eigentlich wollte Louise Elton, die ältere schwarze Dame von gegenüber Leonard damit beauftragen, ihrem Verdacht nachzugehen, dass ihr Sohn ermordet worden ist – von Polizisten in Camp Rapture.
Erste Anlaufstelle soll Timpson Weed sein, der den Mord beobachtet haben soll. Wie Hap erfährt, hat die Sache ihren Anfang genommen, als Louises Tochter Charm, nachdem sie mit ihrer Kamera am entlegenen Sägewerk gewesen war, ohne ersichtlichen Grund von Officer Coldpoint festgenommen und erniedrigt worden ist. Als die Polizistin Manuela Martinez das junge Mädchen aus dieser misslichen Lage befreit hat, wurde Martinez vom Dienst suspendiert, Charm aber weiterhin von Coldpoint verfolgt. Charms älterer Bruder Jamar begann, die Stalking-Aktivitäten des Cops zu filmen, doch nachdem er festgenommen worden war, fand man ihn in den Projects tot auf. Hap und der aus Houston zurückgekehrte Leonard treffen sich mit dem Zeugen in einer Bar, wo Timpson ihnen von drei Cops berichtet, die Jamar vor der Kneipe mit Schlagstöcken bearbeitet hatten. Und von Martinez erfahren die beiden Ermittler, dass Coldpoint im stillgelegten Sägewerk illegale Hundekämpfe und Boxkämpfe organisiert.
Doch als sich Hap und Leonard mit Coldpoint und seinem Handlanger Sheerpoint auseinanderzusetzen beginnen, wird erst Timpson ermordet, dann bringen sich auch Hap und Leonard in die Schusslinie der korrupten Cops.
„Ich hatte schon mehrmals Schlimmeres erlebt als diese beiden Kleinganoven, aber nun erdrückte mich nicht nur dieser Brocken, sondern eine ganze Lawine aus allem, was ich jemals getan hatte und nicht hätte tun sollen.
Ich fragte mich, wie Leonard wohl damit umging. Die Antwort war mir klar. Er kam damit klar. Und wenn nicht, dann würde er mich das womöglich niemals wissen lassen, so eng wir auch befreundet waren. Manche Brücken überschritt er noch nicht mal mit mir gemeinsam. Bislang jedenfalls nicht.“ (S. 216) 
Seit Joe R. Lansdale 1990 mit „Wilder Winter“ die Serie um den republikanischen schwarzen schwulen Vietnam-Veteranen Leonard Pine und den weißen Kriegsdienstverweigerer Hap Collins ins Leben gerufen hat, sind nicht nur mittlerweile neun weitere Romane, sondern verschiedene Kurzgeschichten erschienen und zwei Staffeln als Fernsehserie von Sundance TV mit James Purefoy und Michael Kenneth Williams in den Hauptrollen produziert worden.
Auch der zehnte Roman um Hap & Leonard ist nicht nur wegen des zwar voraussehbaren, aber nichtsdestotrotz packenden Plots lesenswert, sondern natürlich auch wegen des kumpelhaft harten, doch herzlich humorvollen Umgangs der beiden Freunde miteinander. Gerade in den pointierten Dialogen erweist sich die erzählerische Meisterschaft des amerikanischen Schriftstellers, der sich zum Glück nicht auf ein Genre festlegen lässt und sowohl im Horror- als auch Krimi- und Thriller-Genre deutlich seine Spuren hinterlassen hat. Zu den Höhepunkten von „Bissige Biester“ zählt vor allem der Kampf, den Hap und Leonard glaubhaft miteinander ausfechten müssen, um Zeit bis zum Eintreffen der Kavallerie zu gewinnen, aber auch die herzenswarme Art, wie sich die beiden Freunde um die Erfüllung des zunehmend gefährlicheren Auftrags annehmen und dabei ohne Rücksicht auf ihr eigenes Wohlbefinden der Gerechtigkeit zu ihrem Sieg verhelfen wollen.
Das gelingt ihnen auch diesmal mit ihrem unvergleichlichen Humor!

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