Don Winslow – (Danny Ryan: 3) „City in Ruins“

Freitag, 5. Juli 2024

(HarperCollins, 448 S., HC) 
Noch mag man es kaum glauben: Bestseller-Thriller-Autor Don Winslow („Tage der Toten“, „Zeit des Zorns“, „Jahre des Jägers“) beendet mit der Trilogie um den irischen Mafioso Danny Ryan seine Schriftsteller-Karriere, um seine geistigen Kräfte fortan ganz auf seine politische Arbeit, vor allem auf den Kampf gegen Donald Trump zu widmen. So bewunderungswürdig diese Ambition ist, dürften seine zahlreichen Fans in aller Welt ebenso enttäuscht darüber sein, keine weiteren Meisterwerke der Spannungsliteratur mehr von Winslow erwarten zu dürfen. 
Mit der Danny-Ryan-Trilogie hat Winslow jedenfalls noch mal einen ganz großen Wurf hingelegt. Nach „City on Fire“ und „City of Dreams“ bildet „City in Ruins“ nun den fulminanten Abschluss der Reihe und vielleicht auch von Don Winslows eindrucksvoller Karriere als Schriftsteller.
Nachdem Danny Ryan vor weniger als zehn Jahren den Krebstod seiner geliebten Frau verwinden und mit seinem Sohn Ian und seinem senilen Vater aus Rhode Island fliehen musste, hat er es in Las Vegas zu Reichtum gebracht, hat seinen Anteil aus dem bewaffneten Überfall auf die Vorräte eines Drogenkartells in die Tara Group gesteckt, ist nun Mitbesitzer zweier großer Hotels auf dem Strip. 
Doch hat der Multimillionär noch längst nicht genug, denn beim Bieten um das letzte aus dem Bauboom der fünfziger Jahre übriggebliebene Hotel, das Lavinia, geht es vor allem ums Prestige. Ryans Konkurrent Vern Winegard hat den Kauf schon fast unter Dach und Fach gebracht, doch Ryan hat einen Traum, will ein luxuriöses Hotel mit Haien in riesigen Aquarien und einer Lobby in Blau- und Grüntönen bauen, mit eindrucksvollen Wellen und Palmen. 
Um das ehrgeizige Projekt finanziell stemmen zu können, geht die Tara Group an die Börse, doch kauft Winegard munter die Aktien auf, so dass Ryan sich gezwungen sieht, sich mit dem schwerreichen Abe Stern zu verbünden, der bekanntlich eine tiefe Abneigung gegen Las Vegas hegt. Mit Sterns Sohn Josh entwickelt Ryan eine geeignete Strategie, den Traum vom „Il sogno“ zu verwirklichen, doch dann gerät die Feindschaft zwischen Ryan und Winegard völlig außer Kontrolle. 
Neben dem Ringen um das Lavinia präsentiert „City in Ruins“ noch verschiedene Nebenschauplätze, darunter die Versuche von FBI-Agentin Regina Moneta, den offensichtlich von Danny Ryan begangenen Mord an ihrem (korrupten) Kollegen und Liebhaber Jardine zu rächen, und Marie Bouchards Anklage gegen Peter Moretti Jr., der seine Mutter und ihren Liebhaber erschossen haben soll… 
Auch im Abschluss seiner Trilogie hält Don Winslow das Tempo hoch. Bravourös manövriert er seine Leserschaft durch die Machenschaften seiner Figuren, wobei Danny Ryan wie so viele andere eigentlich das kriminelle Leben hinter sich lassen wollen, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können und nicht ständig über der Schulter nach möglichen Attentätern Ausschau halten zu müssen. Dabei nimmt der Autor durch kurze Rückschauen und Zusammenfassungen auch das Publikum mit, das – aus welchen Gründen auch immer – die ersten Bände noch nicht kennt. 
Mit wenigen, knackig kurzen Sätzen und Dialogen verleiht Winslow seinen Figuren Kontur, macht die Anspannung spürbar und lässt die Leser vor allem mit Danny Ryan mitfiebern. 
„City in Ruins“ präsentiert sich dabei zwar auch als klassischer Mafia-Thriller in bester „Der Pate“-Manier, greift aber auch Elemente des Wirtschafts- und Justizthrillers auf, um der Geschichte einen aktuellen Rahmen zu verleihen. Das ist so packend geschrieben, dass man sich nur wünschen kann, dass Winslow irgendwann doch noch wieder an den Schreibtisch zurückkehrt, um uns mit weiteren grausam guten Geschichten zu verwöhnen.  

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