Am Abend seines 53. Geburtstages fand der New Yorker Psychiater Dr. Frederick Starks im Wartezimmer seiner Praxis einen Brief mit der Überschrift „Willkommen am ersten Tag Ihres Todes“ vor – unterschrieben von „Rumpelstilzchen“. Was Starks zunächst für einen üblen Scherz gehalten hatte, entwickelte sich zu einem mörderischen Katz-und-Maus-Spiel, denn der Psychiater hatte nur fünfzehn Tage Zeit, die wahre Identität des Briefeschreibers zu ermitteln, sonst würde er Starks‘ Familie umbringen - wenn er sich nicht selbst opfern wollte.
Am Ende konnte Starks die Konfrontation mit einer mörderischen Familie überleben, nachdem er mit Richard Lively eine neue Identität angenommen hatte.
Fünf Jahre später hat Starks zwar wieder seinen eigentlichen Namen angenommen, aber die Welt der Upper-Class-Psychiatrie in Manhattan verlassen, um in New Orleans nach dem Wüten des Hurrikans schwer traumatisierte Kinder zu behandeln. Mittlerweile hat er in Miami eine neue Praxis unter seinem richtigen Namen eröffnet, doch auf den Tag genau kehrt der Alptraum in das Leben des Psychiaters zurück. Der Mann, den er als Rumpelstilzchen kannte und eigentlich erschossen hatte, begrüßt ihn am Jahrestag der vermeintlich tödlichen Konfrontation mit einer Video-CD, auf der die Geschwister von Mr R, die Schauspielerin Virgil und der Anwalt Merlin, in einer inszenierten Szene zu sehen sind, die Starks schließlich deuten soll.
Offensichtlich werden Mr Rs Geschwister nun selbst von einem Unbekannten bedroht, und Starks fällt die Aufgabe zu, das Bedrohungspotenzial auszuschalten. Erst dann würden sich die Wege zwischen ihnen für immer trennen. Marks setzt Stück für Stück die auf der CD präsentierten Puzzleteile zusammen, die ihn zum Bühnenstück „Der Tod und das Mädchen“ und schließlich zu einem Mann führen, den Starks insgeheim als Jack the Paddington Ripper bezeichnet.
Doch Starks geht es nicht nur darum, die Identität des unbekannten Killers zu lüften. Ebenso will er sich ein für allemal die drei Geschwister vom Leib halten, die ihm vor fünf Jahren das Leben zur Hölle machten.
„Ihm war klar, dass sich zwei Mörder lebhaft für seine Pläne interessierten. Einen kannte er bereits. Einen würde er noch kennenlernen. Doch beide musste er abschütteln, um die Motive für das drohende Verbrechen zu ergründen, eine Möglichkeit zu finden, wie es sich vereiteln ließ, und dem Gegner immer einen Schritt voraus zu sein.“ (S. 148)2006 ebnete der Thriller „Der Patient“ (ebenso wie „Die Anstalt“) dem ehemaligen Gerichtsreporter John Katzenbach den Weg zum Bestseller-Autor in Deutschland und bildete die Grundlage für das Geschehen, mit dem der Psychiater Dr. Frederick Starks nun in der Fortsetzung „Der Verfolger“ konfrontiert wird. Nach etwas umständlichen Beginn mit den Beschreibungen der rätselhaften Szenen, die Starks auf der CD präsentiert werden, die das neue Katz-und-Maus-Spiel eröffnet, gewinnt der Thriller deutlich an Klasse. Dabei verbindet Katzenbach in seinem Protagonisten sowohl psychologische Analysemethoden als auch detektivischen Spürsinn. Schließlich hat es Dr. Starks auch mit äußerst raffinierten Psychopathen zu tun, für die er kein leichtes Opfer sein will, sondern denen er selbst das Handwerk legen muss, um zu überleben.
Dabei hat er am Ende nicht nur seine ebenso reiche wie liebenswerte Patientin Mrs. Heath, sondern auch die Vollwaise Roxy und den ebenfalls durch ihn betreuten Charlie auf seiner Seite. Bis zum Showdown bei einer Beerdigung schlägt die Handlung so einige überraschende Haken, doch da Katzenbach seinen Protagonisten so glaubwürdig charakterisiert hat, folgt ihm der Leser gern mit atemloser Spannung durch den komplexen Plot.
Katzenbachs Thriller heben sich durch ihre psychologische Vielschichtigkeit und die klug inszenierten Plots wohltuend von der Masse der Genre-Literatur ab. „Der Verfolger“ macht da zum Glück keine Ausnahme.
Leseprobe John Katzenbach - "Der Verfolger"
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