David Baldacci - Maxwell/King 2: „Mit jedem Schlag der Stunde“

Sonntag, 14. März 2010

(Lübbe, 573 S., HC)
Die beiden ehemaligen Secret-Service-Agenten Michelle Maxwell und Sean King haben sich vor einem Jahr mit einer Detektei im eigentlich beschaulichen Wrightsburg, Virginia, selbstständig gemacht. Bei einem ihrer Jogging-Touren durch den Wald laufen ihr zwei panisch verschreckte Jungen entgegen, die sie auf ein grausames Verbrechen aufmerksam machen: die kaum noch identifizierbare Frauenleiche wird mit einer Zodiac-Uhr am Handgelenk aufgefunden, deren Zeiger auf 1 Uhr stehen. Wenig später wird ein jugendliches Liebespaar ebenfalls mit diesen Uhren an den Armen erschossen aufgefunden.
Ist etwa der berühmte „Zodiac-Killer“ wieder unterwegs, der vor einigen Jahren Los Angeles in Atem hielt und nie gefasst worden ist? Doch die nächsten Morde imitieren die Taten anderer bekannter Serienmörder, wobei der Täter stets auch ein Andenken seiner Opfer mitgehen lässt. Erst als der schwerreiche Bobby Battle im Krankenhaus ermordet wird, ändert sich das Schema. Ist da etwa noch ein weiterer Täter unterwegs? Als die beiden Detektive in den Kreisen des Battle-Klans ermitteln, stoßen sie auf etliche Motive, die fast jeden im Haus der Battles verdächtig erscheinen lassen … Extrem spannender und wendungsreicher Thriller von Bestseller-Autor David Baldacci, dessen Debütroman „Der Präsident“ bereits als „Absolute Power“ von und mit Clint Eastwood verfilmt wurde.

Jack Ketchum - „Wahnsinn“

Montag, 8. März 2010

(Heyne, 352 S., Tb.)
Im beschaulichen Plymouth, New Hampshire, haben Ruth und Harry Danse alle Hände voll zu tun, ihren offensichtlich kriminell veranlagten Sohn Arthur unter Kontrolle zu halten. Doch obwohl dem intelligenten Jungen Verbrechen wie Brandstiftung und Diebstahl zur Last gelegt worden sind, konnte man ihm bislang nie etwas nachweisen. Sheriff Ralph Duggan ist deshalb froh, dass der Junge bald nach Boston auf die Universität gehen und somit aus seinem Bezirk verschwinden würde. Im benachbarten Cambridge zieht die Krankenschwester Lydia McCloud gerade einen Schlussstrich unter ihre Ehe mit dem Arzt Jim, der offensichtlich eine Affäre unterhält. Ein Jahr später, im Juni 1983, laufen sich Arthur und Liddy in Plymouth über den Weg. Arthur ist trotz seines Abschlusses in Wirtschaftslehre wieder zurück in seine Heimat gegangen, um dort eine rentable Bar zu eröffnen.
Im „Caves“ feiert schließlich auch Liddys Schwester Barbara ihre Hochzeit, und als Liddy mit Arthur ins Gespräch kommt, verabreden sich die beiden gleich für den kommenden Abend. Es folgen eine Fernbeziehung mit ausgiebigen Telefonaten und schließlich ein Heiratsantrag und die Geburt ihres Sohnes Robert. Arthur fängt an, seine Frau vornehmlich anal zu penetrieren und zu schlagen, aber sie macht sich keine Gedanken, warum ihr Sohn mit acht Jahren zu stottern und wieder anfing, ins Bett zu machen und dabei seine Gedärme zu entleeren. Als Liddy schließlich ahnt, wer für Roberts auffälliges Verhalten verantwortlich zu sein scheint, zieht sie vor Gericht, doch eindeutige Beweise dafür, dass Arthur Robert missbraucht, lassen sich schwer finden, zumal Robert dazu schweigt. Während Arthur gar nicht daran denkt, sich seinen Sohn wegnehmen zu lassen, weiß Liddy bald nicht mehr, wie sie – ihrem Sohn zuliebe - zu ihrem Recht kommen soll …
Jack Ketchum hat es bislang mit jedem seiner Romane geschafft, ein erschreckend realistisches, grausames Szenario zu entwerfen, aus dem die gepeinigten Protagonisten nur mit größter Willenskraft und unter schlimmsten Entbehrungen entrinnen konnten. Auch in „Wahnsinn“ stellt er den psychischen Horror schmerzhaft realistisch dar und bezieht den Leser ohne Vorwarnung in die Spirale der Gewalt mit ein. Und dieser entkommt er erst, wenn er atemlos die letzte Seite umgeschlagen hat. Das ist Horror, der wirklich unter die Haut geht.

Jack Ketchum - „Beutegier“

Sonntag, 7. März 2010

(Heyne, 286 S., Tb.)
1981 schuf Jack Ketchum mit „Beutezeit“ einen kompromisslosen, deftigen Horrorklassiker, der damals nur in zensierter Form erschienen ist. Auf drastische Art und Weise ließ Ketchum eine Kannibalenbande in den Wäldern von Maine am Dead River auf eine Clique von drei Pärchen los, bis die Polizei von Dead River um den alternden Sheriff George Peters ein großes Reinemachen anrichtete, bei dem die Kannibalen ebenso niedergemetzelt wurden wie die von ihnen gefangenen zivilisierten Opfer.
Elf Jahre später trauert der pensionierte Sheriff meist angetrunken seiner toten Frau nach und erinnert sich mit Grauen an die verheerende Nacht von damals, als er und seine Leute auch Unschuldige getötet haben. Als eines Abends der neue Sheriff Vic Manetti vor seiner Tür steht und ihm um seine „Expertise“ bittet, schwant Peters nichts Gutes. Tatsächlich deuten die Spuren im Haus der 36-järhigen Bedienung Loreen Ellen Kaltsas und ihrer 16-jährigen Babysitterin Nancy darauf hin, dass die ausgerottet geglaubten Kannibalen wieder zugeschlagen haben. Beiden Leichen fehlen die Arme, Beine und Herzen – vom Baby fehlt jede Spur. Doch in der Höhle, in der damals die Kannibalen hausten, fehlt jede Spur von den einstigen Bewohnern, also steht eine lange Suche bevor. Währenddessen erwarten die beiden Spieleentwickler Amy und David in ihrem Haus auf Besuch von der gemeinsamen Freundin Claire, die auf einem Haufen Schulden sitzt, den ihr betrügerischer Mann Steven ihr und ihrem gemeinsamen Sohn Luke hinterlassen hat, bevor er sich spurlos aus dem Staub gemacht hat. Doch kaum hat er die Scheidungspapiere zugestellt bekommen, macht er sich wütend auf den Weg nach Maine …
Während „Beutezeit“ sich noch auf den bestialischen Kampf zwischen einer Kannibalen-Bande und einer Gruppe von Zivilisten beschränkte, wobei am Ende beide Parteien unterschiedslos dem Aufräumkommando der Polizei zum Opfer fielen, bringt Ketchum im Sequel einen weiteren Schurken ins Spiel, der die blutige Handlung entsprechend zusätzlich würzt. Äußerst eindrucksvoll hat Jack Ketchum wieder sein Lieblingsthema – den Kampf seiner Protagonisten um ihr nacktes Überleben in offensichtlich ausweglos erscheinenden Situationen – umgesetzt: spannend von der ersten Seite bis zum fulminanten Finale, schockierend, beängstigend realistisch und einfach höllisch gut!

Jack Ketchum - „Beutezeit“

Freitag, 5. März 2010

(Heyne, 285 S., Pb.)
Im September 1981 hat die Lektorin Carla an der Küste von Maine ein kleines Häuschen im Wald gemietet, wo sie nicht nur ihren wohlverdienten Urlaub verbringen, sondern auch ein Buch über den Rock’n’Roll der 50er redigieren will. Bevor ihre Schwester Marjorie mit Dan, ihr Ex Nick mit seiner neuen Freundin Laura und ihr eigener Freund, der Schauspieler Jim, zu Besuch kommen, bringt sie die Hütte noch in Schuss. Währenddessen fischt die Polizei von Dead River eine völlig zerschlagene Frau aus dem Meer. Dass ganz in der Nähe in einer Höhle unter einem Felsvorsprung eine ganze Horde Wilder haust, wird erst klar, als Carla in dem Moment, als sie und Jim ihr Wiedersehen mit einem Orgasmus feiern, plötzlich das Fenster von außen zerschlagen wird. Jim stirbt an Ort und Stelle, Carlas nackter Körper wird jedoch nach draußen gezerrt, kopfüber aufgeknüpft und ausgeweidet. Fassungslos müssen Carlas Schwester und ihre Freunde mit ansehen, wie die Wilden sich an Carla sattessen. Doch damit nicht genug. Wenig später sollen auch die anderen Bewohner der Hütte dran glauben.
 Mit nur einer Kanone, einer Sense und einem Schürhaken bewaffnet, sehen die Chancen allerdings schlecht aus, den Überfall zu überleben. Als die Polizei um den dienstmüden Sheriff George Peters endlich begreift, was in den Wäldern dort vor sich geht, ist das Massaker schon in vollem Gange …
Mit seinem ersten Roman schuf Jack Ketchum 1981 gleich einen modernen Klassiker des Horror-Genres, der zunächst nur stark zensiert veröffentlicht werden konnte. 1989 konnte Ketchum sein Romandebüt endlich so herausbringen, wie es ihm eigentlich vorschwebte. Tatsächlich ist „Beutezeit“ nichts für schwache Gemüter. Mit der Konfrontation zwischen der Zivilisation und den Wilden lässt der Autor zwei in sich abgeschlossene, gänzlich verschiedene Gesellschaftsformen aufeinandertreffen und spielt auf unorthodoxe Weise mit den Konventionen des Genres. Sex, der Hunger nach Menschenfleisch und schließlich der pure Überlebenswille sind die treibenden Kräfte in „Beutezeit“, doch das klassische Happy End darf der Leser nicht erwarten. Was den packenden, mit allerlei furchterregenden Details geschmückten Roman noch abrundet, sind das Vorwort von Horror-Experte Douglas E. Winter und das Nachwort des Autors zur Entstehung und Metamorphose des Romans.

Jack Ketchum - „Amokjagd“

Donnerstag, 4. März 2010

(Heyne, 288 S., Tb.)
Da Susan tagsüber in der Mountain Lodge arbeitet und ihr Freund Wayne die Nachtschicht in der Black Locust Tavern übernimmt, sehen sich die beiden fast nur am Wochenende. An einem dieser gemeinsamen Tage machen sie einen kleinen Wanderausflug in die Berge, wo er sie beim brutalen Liebesspiel fast erwürgt. Wayne ist stets so voller Wut, dass er sogar ein Notizbuch führt, in dem er Beleidigungen gegen seine Person und so die Leute festhält, an denen er sich rächen kann. Ein glücklicher Zufall will es, dass er da oben auf dem Berge, nachdem Susan wütend ihre Sachen zusammengepackt hat, beobachtet, wie Carole Gardner ihren gewalttätigen Ehemann Howard zum Picknick in die Berge gelockt hat, wo er von ihrem Freund Lee mit einem Baseballschläger getötet wird. Das verpasst Wayne einen zusätzlichen Adrenalinkick. Endlich hat er beobachten können, wie Menschen das tun, wovon er selbst seit Ewigkeiten nur geträumt hat: einen Menschen umzubringen!
Lee und Carole machen sich anschließend nicht nur Sorgen darüber, dass ihre Tat entdeckt werden könnte, denn natürlich wird Carole von der Polizei verhört, als ihr Mann nicht mehr zur Arbeit erscheint. Aber in erster Linie plagen sie Gewissensbisse. Als Wayne die beiden Täter allerdings aufspürt und sie dazu zwingt, weitere Menschen umzubringen, geht der Wahnsinn erst recht los.
Jack Ketchum hat sich in seinen bisherigen Romanen „Beutegier“, „Evil“ und „Blutrot“ als Meister der abgründigen Spannung etablieren können. Auch „Amokjagd“ ist ein meisterhaftes Beispiel für die perfekte Inszenierungskunst des Autors, menschliche Extremsituationen und bösartige Wesenszüge schockierend realistisch zu schildern und so einen hypnotischen Sog zu erzeugen, dem man als Leser nicht entrinnen kann.

Jack Ketchum - „Blutrot“

Dienstag, 2. März 2010

(Heyne, 270 S., Tb.)
Irgendwann zwischen der Hochzeit seiner Tochter Alice und dem Tod seiner Frau Mary ist dem Gemischtwarenhändler Avery Ludlow die Lust an blutigen Sportarten abhanden gekommen. Und so ist ihm nur die alte Promenadenmischung mit Namen Red als Wegbegleiter geblieben. Als die beiden im Miller’s Bend Schwarzbarsche angeln, wittern beide den Besuch von drei jungen Männern, aber Ludlow nimmt den Geruch von Waffenöl eher wahr als der Hund. Nach einer anscheinend harmlosen Plauderei über Fischköder will der Junge mit der Schrotflinte aber auf einmal die Brieftasche des Alten. Doch da ihm die Beute nicht ausreicht, erschießt er kurzerhand den Hund, dann macht er sich mit seinen beiden Freunden wieder auf den Weg.
Da sich Ludlow Waffentyp und Kaliber merken konnte, ist er guter Hoffnung, den Käufer der Waffe zu finden, sollte sie in Moody Point oder der näheren Umgebung erstanden worden sein. Tatsächlich erhält er wenig später an der 95 bei Guns & Ammo den entscheidenden Tipp. Offensichtlich hat der Vater des Jungen, Michael McCormack, die Browning mit seiner American-Express-Karte bezahlt. Doch als er McCormack mit den Geschehnissen konfrontiert, streitet Danny, McCormacks Sohn, natürlich alles ab. Da Officer Tom Bridgewater und Rechtsanwalt Sam Berry offensichtlich auch wenig für Avery tun können, bleibt nur noch die Fernsehjournalistin Carrie Donnel, die sich für Averys Interessen stark macht. Doch Avery findet recht schnell heraus, dass nur er allein für Gerechtigkeit in dieser Angelegenheit sorgen kann … Auch wenn „Red“ gelungen mit Brian Cox und Tom Sizemore in den Hauptrollen verfilmt worden ist, bleibt die packende Vorlage des kurzen, rasanten Romans unerreicht.

Jack Ketchum - „Evil“

Montag, 1. März 2010

(Heyne, 334 S., Tb.)
Der 41-jährige David verdient gut an der Wall Street, hat zwei kinderlose Ehen hinter sich und betrachtet sich als erfolgreich, ausgeglichen und großzügig. Doch die schmerzvollen Erinnerungen an den Sommer des Jahres 1958 lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Damals sind die beiden Schwestern Megan und Susan Loughlin aus New York nach dem Unfalltod ihrer Eltern zu ihren Cousins Donny und Willie gezogen. Sie und ihre Mom, Ruth Chandler, wohnten gleich neben David. Ihr Mann Willie senior hat sie irgendwann mit drei Kindern auf einem Haufen Schulden in der Laurel Avenue sitzen gelassen und hat nun nichts Besseres zu tun, als die beiden Neuankömmlinge zu malträtieren.
David wundert sich zwar, dass er Susan gar nicht mehr zu Gesicht bekommt, aber wie grausam es in der Sackgasse zuging, in der aufwuchs, wusste er bereits durch das „Spiel“: Im Apfelgarten hatte der ausgewählte Kommandant die Möglichkeit, mit Äpfeln die Soldaten in ihren Verstecken abzuwerfen, bevor er selbst entdeckt und an einen Apfelbaum gefesselt wurde. Oftmals musste er dort bis zum Abend verharren, und als Denise anfing mitzuspielen, stellten die Jungs auch mehr Sachen mit ihr an, als sie nur an den Baum zu fesseln … Doch das richtige Grauen spielte sich im „Bunker“ ab, jenen Keller, den Willie Chandler senior zu Chruschtschows Zeiten als eine Art Atombunker ausgebaut hat, den die Kinder zum „Erschrecken“ aufsuchten. Als Megan beim Kommandanten-Spiel mitmachen sollte, überschritten die Teenager allerdings einige Grenzen …
In seinem Vorwort zu Jack Ketchums vielleicht besten Romans meint Stephen King, dass Jack Ketchum „für die Leser des Genres zu einer Kultfigur und für Autoren von Horrorgeschichten zu einem Helden geworden ist“. Tatsächlich dürften nur Clive Barker und Richard Laymon ähnlich drastisch und dabei so erfolgreich im Horror-Genre wirken, allerdings kommt bei Ketchum eine „verzweifelte Weltsicht“ hinzu, wie King ebenfalls bemerkt. Bei ihm erscheint die Brutalität, mit der Menschen aufeinander zugehen, erschreckend natürlich, und das macht seine Romane wirklich gruselig.

Jo Nesbø - (Harry Hole: 5) „Das fünfte Zeichen“

Donnerstag, 18. Februar 2010

(Claassen, 490 S., HC)
Ausgerechnet in der Urlaubszeit, die auch das Morddezernat verwaisen lässt, wird Oslo von einer beunruhigenden Mordserie heimgesucht. Erst wird über der Wohnung von Vibeke Knutsen und Anders Nygard eine junge Frau nackt und tot in ihrer Dusche aufgefunden. Ihr linker Zeigefinger wurde abgetrennt, unter einem ihrer Augenlider fand man einen roten Diamanten. Wenig später meldet der Theater-Produzent Willy Barli seine Frau Lisbeth als vermisst, von der kurz darauf der linke Mittelfinger ins Morddezernat geschickt wird.
Dort wird unter Leitung des magenkranken Chefs Møller ein Ermittlungsteam zusammengestellt, bei dem sich der aufstrebende Tom Waaler und der abgehalfterte Harry Hole zusammenraufen müssen. Hole kann es noch immer nicht verwinden, dass seine Kollegin Ellen Gjelten ermordet worden ist, und rollte den Fall noch einmal auf, bis er sogar Waaler verdächtigt hatte. Es folgten vier Wochen Zwangsurlaub, die Hole überwiegend im Suff verbrachte. Erst als die Empfangsdame einer Anwaltskanzlei tot in der Damentoilette ihrer Firma aufgefunden wird und eine Verbindung mit den beiden anderen Fällen hergestellt werden kann, beginnt sich Hole wieder zusammenzureißen und stürzt sich mit gewohnt kriminalistischem Gespür auf die schwierigen Ermittlungen … Mit seinem fünften Fall um den eigenbrötlerischen Kommissar Harry Hole ist dem norwegischen Krimi-Autor Jo Nesbø ein hochkarätiger Thriller gelungen, der die besten Motive skandinavischer Krimi-Tradition und amerikanischen Bestsellern à la Thomas Harris, James Patterson und Jeffery Deaver miteinander vereint.

Håkan Nesser - „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“

Mittwoch, 17. Februar 2010

(btb, 287 S., HC)
Nachdem der schwedische Krimi-Autor Håkan Nesser in den letzten Jahren mit seinem Kommissar Van Veeteren ähnlich erfolgreich gewesen ist wie sein Landsmann Henning Mankell mit seinen Kurt-Wallander-Krimis, veröffentlicht der btb-Verlag mit „Kim Novak“ nun einen frühen Roman aus dem Jahr 1998, als Van Veeteren noch nicht auf den Plan getreten war. „Kim Novak“ ist weniger ein klassischer Krimi als die Schilderung von Kindheitserinnerungen.
Im Sommer 1962 verbringen der vierzehnjährige Erik und sein Freund Edmund zusammen mit Eriks älteren Bruder Henry die Ferien in einem Sommerhaus namens Genezareth. Henriks hübsche Freundin Emmy kommt allerdings doch nicht mit. Dafür taucht eines Abends die hübsche Aushilfslehrerin Ewa Kaludis auf, die Verlobte des ehemaligen Handball-Stars Berra Albertsson. Die beiden Jungen, deren Mütter entweder im Sterben liegen oder eine Alkohol-Entziehungskur durchmachen, beobachten eines Nachts die Henry und Ewa beim Liebesspiel und sind gleichermaßen erregt wie verstört. Wenige Tage später findet man ganz in der Nähe im Wald die Leiche von Ewas Verlobtem. Henry wird zwar in Untersuchungshaft genommen, doch kann man ihm den Mord nicht nachweisen. 25 Jahre später ist der unaufgeklärte Mord verjährt.
Erst jetzt kommt die Wahrheit ins Licht. Im Mittelpunkt des brillant geschriebenen Romans steht auch weniger der Mord und das Geheimnis seiner überraschenden Auflösung, sondern die Initiation zum Erwachsenen, die Einführung in die Mysterien von Liebe, Leidenschaft, Sex und Tod.

Håkan Nesser - (Van Veeteren: 9) „Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod“

(btb, 572 S., HC)
Eigentlich wollte sich Hauptkommissar Van Veeteren längst zur Ruhe gesetzt haben und sich nur noch um sein Antiquariat und seine niedliche Enkeltochter kümmern. Doch eines Tages bittet der junge Priester Tomas Gassel den seit vier Jahren permanent vom Dienst befreiten Van Veeteren um ein Gespräch, das dieser wegen eines Zahnarzttermins nicht wahrnehmen kann. Wenig später erfährt der aus der Zeitung, dass der Pfarrer von einem Zug überfahren worden ist, und setzt sich mit Eva Moreno, der ermittelnden Kommissarin, in Verbindung. Etwa zur gleichen Zeit werden Martina Kammerle und dann auch ihre sechzehnjährige Tochter Monica erwürgt aufgefunden.
Da der Name des Pastors auf einem Notizblock im Zimmer des Mädchens gefunden wird, scheinen die Fälle miteinander verknüpft zu sein. Die einzigen Spuren zum Mörder, der weitere Frauen erwürgt, sind aus der Literatur bekannte Namen, derer sich der geheimnisvolle Mörder bedient, und seltene Gedichtbände. Während seine aktiven Kollegen lange Zeit im Dunkeln tappen, verlässt sich Van Veeteren bei seinen eigenen Ermittlungen ganz auf seine Intuition und stößt auf den elitären Universitätszirkel der Sukkulenten. Doch wie soll Van Veeteren den mutmaßlichen Verdächtigen ohne handfeste Beweise überführen? Mit Van Veeterens neunten Fall hat Hakan Nesser endgültig bewiesen, dass er sich vor seinem Bestseller-Kollegen Henning Mankell nicht zu verstecken braucht. Spannend und dazu noch sprachgewandter taucht Nesser wieder tief in die Seele eines Psychopathen ein, lässt zum Schluss aber leider einige wichtige Fragen offen.

Håkan Nesser - (Van Veeteren: 8) „Der Tote vom Strand“

(btb, 352 S., HC)
In seiner schwedischen Heimat genießt Håkan Nesser schon längst einen Ruf als erstklassigen Schriftsteller, der sich hinter Henning Mankell keineswegs zu verstecken braucht. Auch hierzulande haben seine Romane um Kommissar Van Veeteren immer mehr an Popularität gewonnen. Schon die ersten beiden Kapitel seines neuen Romans demonstrieren, warum Nesser so geschätzt wird. Die einleitende Erklärung, dass einem jungen Mädchen der Schädel gespalten wurde, weil sie offensichtlich ihre Pläne geändert hatte, wird von einer kurzen Szene gefolgt, in der der Leser ein Stück weiter ins Geheimnis eingeweiht wird.
Die sechzehnjährige Winnie Maas trifft sich mit ihrem Freund am Strand, erzählt ihm von der Änderung ihrer Entscheidung, worauf dieser eine Idee hat. Szenenwechsel. Der achtzehnjährigen Mikaela soll an ihrem Geburtstag etwas mitgeteilt werden. Auch diesmal bleibt der Leser im Dunkeln. Schließlich soll die 32jährige Kommissarin Ewa Moreno an ihrem ersten Urlaubstag noch dem gerade gefassten Kleinverbrecher Lampe-Leermann ein Geständnis entlocken. Und schon sieht sie sich in einen äußerst mysteriösen Fall verwickelt, bei dem es nicht nur um die verschwundene Mikaela geht, die ihren Vater erstmals nach sechzehn Jahren in der psychiatrischen Anstalt besuchen wollte, sondern auch um zwei ungelöste Mordfälle. Die spannende Story gefällt auch durch den recht poetischen Stil, der das Buch zu einem echten Lesegenuss macht.

Henning Mankell - (Kurt Wallander: 8) „Die Brandmauer“

Dienstag, 16. Februar 2010

(Zsolnay, 576 S., HC)
Ähnlich wie Stephen King einst der Begeisterung für das Horror-Genre den Weg geebnet hat, ist es in den letzten Jahren vor allem dem schwedischen Autor Henning Mankell gelungen, ein breites Interesse an seiner liebenswerten Figur, den Polizeikommissar Kurt Wallander und seinen oft ungewöhnlich brutalen Fällen wachzurufen. Mittlerweile gesellen sich zu den oft gleichzeitig in den Bestsellerlisten befindlichen Krimis die dazu passenden Verfilmungen, wofür auch Mankells neuer Streich prädestiniert sein dürfte.
In „Die Brandmauer“ hat es der schwedische Spürhund gleich mit mehreren ungewöhnlichen Mordfällen zu tun: Ein penibler Mann wird bei einem Abendspaziergang vor einem Bankautomaten ermordet, seine Leiche aus der Pathologie gestohlen und wieder an den Tatort zurück befördert; zwei junge Mädchen überfallen einen Taxifahrer, töten ihn mit einem Küchenmesser und zeigen bei der Verhörung nicht die geringsten Schuldgefühle. Schließlich wird nach einem Stromausfall in ganz Schonen eine verkohlte Leiche in der Transformatorstation gefunden. Wallander kommt einem gewaltigen Computerverbrechen auf die Spur und erlebt dabei, wie sein zerrüttetes Privatleben ebenfalls in die Turbulenzen des schwierigen Falles hinein gezogen wird. Spannende Leseabende sind hier wie immer garantiert.

Henning Mankell - „Kennedys Hirn“

(Zsolnay, 400 S., HC)
Als die Archäologin Louise Cantor aus Griechenland zurückkehrt, um in Schweden einen Vortrag zu halten, will sie ihren 25-jährigen Sohn Henrik besuchen, findet ihn aber tot in seiner Stockholmer Wohnung vor. Doch an Selbstmord will sie trotz der Schlafmittelvergiftung nicht glauben, dazu war es in der Wohnung zu aufgeräumt, und Henrik schlief stets nackt und nicht im Schlafanzug, wie sie ihn vorfand. Für Louise beginnt eine Odyssee, die sie zunächst nach Australien führt, wo sie ihren untergetauchten Ex-Mann Aron sucht und findet.

Mit ihm gemeinsam versucht sie die Bedeutung der Unterlagen zu ergründen, die sie in Henriks Kleiderschrank zum Verschwinden von John F. Kennedys Hirn nach dessen Obduktion gefunden hat. Die Spur führt die beiden nach Barcelona, wo Henrik eine Wohnung unterhielt, dann verschwindet Aron spurlos, Louise zieht es nach Maputo in Mosambik. Da Henrik HIV-positiv war, vermutet Louise, hier die Ursache für Henriks Tod zu finden. Je mehr sie bei Henriks Freunden und Freundinnen nachfragt, umso mehr lernt sie, dass sie ihren Sohn nicht wirklich gekannt hat. Sie selbst muss aber erst einmal das Leben in Afrika und die Mentalität der armen und kranken Menschen verstehen und stößt schließlich auf ein namenloses Asyl für AIDS-Kranke …
Mankell hat, nachdem er mit den Kommissar-Wallander-Romanen abgeschlossen hat, einen packenden Roman geschrieben, der als Krimi getarnt vor allem die sozialen Probleme in Afrika beschreibt und damit auch das Versagen der Industrienationen anprangert.

 

 

Henning Mankell - „Vor dem Frost“

(Zsolnay, 544 S., HC)
Eigentlich hatte der schwedische Bestseller-Autor Henning Mankell den langjährigen Protagonisten seiner Kriminalromane, den kauzigen Kommissar Kurt Wallander, schon halbwegs „beerdigt“: nach seinem achten Fall, „Die Brandmauer“, sollte das Kapitel Kurt Wallander eigentlich abgeschlossen sein. Mankells letzter Krimi, „Die Rückkehr des Tanzlehrers“, führte bereits einen neuen Kommissar ein, den 37-jährigen Ermittler Stefan Lindman. Mit „Vor dem Frost“ schließt sich der Kreis. Kurt Wallanders Tochter Linda, die ihrem Vater am Ende von „Die Brandmauer“ erklärte, selbst Polizistin werden zu wollen, kommt nach ihrer Ausbildung als Polizeianwärterin ans Polizeipräsidium von Ystad.
Noch bevor sie ihren Dienst dort antritt, verschwindet ihre Freundin Anna, die ihr gerade noch erzählt hatte, ihren lange verschwundenen Vater in Malmö gesehen zu haben. Als Linda in Annas Wohnung nach Spuren sucht, entdeckt sie Annas Tagebuch und darin den Namen der Kulturgeographin Birgitta Medberg, deren Vespa Linda daraufhin in einem Busch versteckt auffindet. Ein Suchtrupp findet schließlich den Kopf und die in Gebetshaltung abgehackten Hände der Frau. Zu allem Überfluss fallen brennende Schwäne vom Himmel, werden eine Tierhandlung und ein Kalb in Brand gesetzt. Dass Linda auf eigene Faust ermittelt, behagt ihrem Vater dabei ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie sich in Stefan Lindman verliebt, der aus Boras nach Ystad gekommen ist. Auf gewohnt packende und realitätsnahe Weise schildert Mankell vor dem Hintergrund eines weltweit vorhandenen religiösen Fanatismus einen komplizierten Mordfall und eine nicht minder einfache Vater-Tochter-Beziehung.

 

Henning Mankell - (Kurt Wallander: 9) „Wallanders erster Fall“

(Zsolnay, 477 S., HC)
Dem Wunsch unzähliger Leser folgend, die die Vorgeschichte des zur Zeit wohl populärsten literarischen Kommissars, Kurt Wallander, in Erfahrung bringen wollten, bevor er als bereits gestandener Kriminalist erstmals mit „Mörder ohne Gesicht“ das Licht der Öffentlichkeit erblickte, hat der schwedische Autor Henning Mankell alle Geschichten zusammengetragen, die er in den letzten Jahren immer mal wieder sporadisch über Wallanders frühen Jahre verfasst hatte.
„Wallanders erster Fall“ ist also nur der Beginn von insgesamt fünf mehr oder weniger kniffligen Fällen, die hier versammelt sind. In der eröffnenden Titelgeschichte begegnet uns Wallander als junger Polizist von 21 Jahren, der kurz davor stand, seine Freundin Mona zu heiraten, und wir lernen den bereits kauzigen Vater kennen, zu dem Wallander offensichtlich schon immer ein schwieriges Verhältnis hatte. Eines Abends wird Wallander in seiner Wohnung von einem Knall aufgeschreckt. 
Wie sich herausstellt, ist in der Nachbarswohnung der pensionierte Seemann Artur Halen erschossen worden. Während der Ermittlungen macht Wallander durch sein kriminalistisches Geschick auf sich aufmerksam, handelt aber auch unvorsichtig, was er fast mit dem Leben hätte bezahlen müssen. Die andere längere, interessante Geschichte ist „Die Pyramide“, in der Wallander den Absturz eines nicht registrierten Flugzeugs und den Tod zweier alter Frauen untersucht, die ein Handarbeitsgeschäft leiteten, offensichtlich aber auch etwas mit den Drogentransporten des Flugzeugs zu tun hatten.

 

Helene Tursten - „Tod im Pfarrhaus“

(btb, 352 S., HC)
Jacob Schyttelius, ein junger Lehrer, wird in dem Ferienhaus seiner Eltern von Kommissar Sven Andersson und seiner Kollegin Irene Huss erschossen aufgefunden, nachdem sie vom Rektor der Schule über dessen Verschwinden informiert wurden. Merkwürdig ist das mit dem Blut des Toten auf dem Computerbildschirm gezeichnete, von einem Kreis umrandete Pentagramm. Als die beiden Göteburger Kommissare seinen Eltern, das Pfarrer-Ehepaar Sten und Elsa Schyttelius, die Nachricht über den Tod ihres Sohnes überbringen wollen, werden auch sie erschossen in ihren Betten aufgefunden.
Im Arbeitszimmer des Pfarrers findet sich wiederum das bekannte Pentagramm in Blut auf dem PC-Monitor. Eine Untersuchung der Computer ergibt, dass alle Daten von der Festplatte gelöscht worden sind. Hängen die Morde mit den satanistischen Aktionen in der Gemeinde zusammen, denen der Pfarrer intensiv auf die Spur zu kommen versuchte? Oder spielt sich hier eine Familientragödie ab? Irene Huss macht sich auf den Weg nach London, wo Jacobs Schwester, die Computer-Spezialistin Rebecka Schyttelius, lebt und momentan wegen schwerer Depressionen behandelt wird. Während ihre Kollegen in Schweden mit dem Satanisten-Verdacht nicht weiterkommen, glaubt Irene, dass Rebecka und ihr Umfeld in London tiefer in den Fall verstrickt sind als angenommen. Spannender Schweden-Krimi in bester Tradition von Henning Mankell und Hakan Nesser.

Kjell Ola Dahl - „Sommernachtstod“

Montag, 15. Februar 2010

(Ehrenwirth, 480 S., HC)
Der Erfolg von Henning Mankells Krimis um Kommissar Kurt Wallander beschert mittlerweile auch weiteren Krimi-Autoren aus dem skandinavischen Raum hierzulande eine erhöhte Aufmerksamkeit. Mit einem kniffligem Fall hat es zum Beispiel auch der norwegische Kriminalhauptkommissar Gunnarstranda in „Sommernachtstod“ zu tun. Zunächst wird die attraktive Reisebüroangestellte Katrine am Samstagnachmittag kurz vor Feierabend im Geschäft von einem heruntergekommenen älteren Mann körperlich angegriffen, dann fühlt sich ihr eifersüchtiger Freund Ole von ihr betrogen, und auf der Party von Björn und Annabeth Gerhardsen bedrängt sie auch noch der Gastgeber.
Nachdem sich die Party-Gesellschaft allmählich aufgelöst und Katrines Freund mit anderen Gästen noch auf den Weg in die Stadt gemacht hat, lässt sich Katrine von Henning abholen, einem Freund, mit dem sie hin und wieder auch mal intim geworden ist – so auch diese Nacht. Als Katrine am nächsten Tag erdrosselt und nackt aufgefunden wird, macht sich nicht nur Henning durch seine unstimmige Aussage verdächtig, auch ihr Freund Ole verschweigt zunächst, dass er mit einer anderen Frau in der besagten Nacht zusammen war. Kompliziert wird die Geschichte, als auch Henning in der Wohnung seines Bruders tot aufgefunden wird. Selbstmord? Gunnarstranda und sein Kollege Frank Frölich dringen immer tiefer in ein weit verzweigtes Labyrinth aus Lügen, Affären und Intrigen. Raffinierter Krimi mit überraschenden Wendungen und kauzigen Kommissaren.

Kjell Ola Dahl - „Schaufenstermord“

(Ehrenwirth, 508 S.)
Nach den beiden gefeierten schwedischen Krimi-Autoren Henning Mankell und Hakan Nesser ist der Norweger Kjell Ola Dahl der nächste große Wurf aus skandinavischen Gefilden, der die Leser mit skurrilen Morden und pfiffigen wie kauzigen Kommissaren erfrischt. Nach seinem Erstling „Sommernachtstod“ schickt Ola Dahl seine beiden Kommissare Gunnarstranda und Frank Frolich erneut auf Tätersuche in Oslo.
Der siebzigjährige Antiquitäten-Händler Reidar Folke Jespersen wird eines Morgens nackt im Schaufenster seines Geschäfts leblos aufgefunden, sorgfältig auf einem Stuhl drapiert und mit mysteriösen Schriftzeichen versehen. Schon bald entdecken die beiden liebenswürdigen Kommissare eine Vielzahl von Verdächtigen mit Motiven. Da ist einmal seine attraktive Frau Ingrid, die ein Verhältnis mit einem ihrer ehemaligen Tanzschüler hat, dem Reidar auf die Spur gekommen ist. Oder Reidars jüngere Brüder Arvid und Emmanuel, denen er beim Verkauf des Geschäfts ins Gehege gekommen ist. Oder Jonny Stokmo, ein ehemaliger Mitarbeiter, den der alte Mann fristlos entlassen hatte. Und was hat es mit der geheimnisvollen, schönen Frau auf sich, die der Ermordete kurz vor seinem Tod empfangen hatte? Gunnarstranda und Frolich kommen der Lösung des Falls aber erst auf die Spur, als sie tiefer in die Vergangenheit des Opfers tauchen. Ola Dahl hat einen fesselnden, vielschichtigen Krimi mit äußerst sympathischen Kommissaren geschrieben und braucht sich gewiss nicht hinter Mankell und Nesser zu verstecken.

Kjell Ola Dahl - „Lügenmeer“

(Ehrenwirth, 350 S., HC)
Allein die ansprechende wie einheitliche Covergestaltung (wie man sie ähnlich auch vom Kollegen Henning Mankell her kennt) verführt bei den Büchern des norwegischen Krimi-Autors Kjell Ola Dahl schon zum Kauf. Aber auch in literarischer Hinsicht bieten die Romane von Dahl stets spannendes Lesevergnügen. So wie Mankell seinen Kommissar Kurt Wallander und Håkan Nesser seinen Van Veeteren in der skandinavischen Krimi-Szene etabliert haben, ermittelt das ungleiche Gespann Gunnarstranda und Frølich nun schon zum dritten Mal.
Als die engagierte Journalistin Lise Fagernes vom „Verdens Gang“ in einem Osloer Parkhaus die Leiche einer jungen Frau entdeckt, deutet zunächst alles auf Selbstmord durch eine Überdosis Heroin hin. Bei der von Gunnarstranda eigenmächtig angeordneten Obduktion stellt sich jedoch heraus, dass Kristine Ramm aber zuvor mit Äther betäubt worden ist. Wenig später verschwindet auch ihr Freund, der aus Kenia stammende Stuart Takeyo, der dann aber im Laufe der Ermittlungen in Kenia gesichtet wird. Unabhängig voneinander machen sich Fagernes und Frølich auf die Reise nach Kenia, um Takeyo wegen des Mordes an Kristine Ramm zu befragen. Währenddessen stößt Gunnarstranda daheim in Oslo bei seinen Zeugenbefragungen auf ein schwer zu entwirrendes Lügengeflecht. Sicher scheint nur zu sein, dass der Mord an der jungen Frau und das Verschwinden von Takeyo mit einem Pharmakonzern zu tun hat, der mit einem – längst verbotenen – Heilmittel gegen AIDS viel Geld zu machen versucht. Spannende Katz-und-Maus-Hatz mit vielen Wendungen.

Walter Moers - „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“

(Piper, 698 S., HC)
Wer bislang das Vergnügen gehabt hat, mit Käpt’n Blaubär und seinen Gefährten das wundersame Land Zamonien erkunden zu dürfen, wird sich freuen, dass es mit „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“ endlich ein neues Abenteuer zu erleben gilt. Der kleine Wolpertingwelpe Rumo soll einmal der größte Held Zamoniens werden, aber davon weiß er natürlich noch nichts.
Zu Beginn seiner Geschichte ist er nur der auf einem kleinen Bauernhof von Fhernhachenzwergen verwöhnte Welpe, dessen Leben sich in dem Moment ändert, als er zwischen all den Gerüchen des ländlichen Lebens eines Morgens einen silbernen Faden riecht. Mit diesem Duft ist eine seltsame Unruhe und unbestimmte Sehnsucht verbunden. Doch bevor er sich auf die Witterung machen kann, wird er von einem Teufelsfelszyklopen in einen Sack gesteckt und auf den Teufelsfelsen verschleppt wird. In der Grotte der Gefangenen wird der junge Welpe erwachsen und stark. Mit der Haifischmade Smeik fasst er einen abenteuerlichen Fluchtplan und kann von dem teuflischen Felsen fliehen. Seinen silbernen Faden scheint Rumo in Wolperting in der schönen Rala gefunden zu haben, doch es gibt noch viele Kämpfe zu fechten, kuriose Wesen kennen zu lernen und Furcht erregende Abenteuer zu bestehen. Irgendwo zwischen Tolkien, Terry Pratchett und Michael Ende hat Walter Moers eine ganz eigene Welt kreiert, die vor witzigen und fantasiereichen Wesen und Abenteuern nur so sprüht. Willkommen in Zamonien!