James Lee Burke – (Dave Robicheaux: 17) „Keine Ruhe in Montana“

Sonntag, 25. Juli 2021

(Pendragon, 572 S., Pb.) 
Nachdem der 1936 in Louisiana geborene Schriftsteller James Lee Burke beim Bielefelder Pendragon Verlag seine deutsche Heimat gefunden hat, bemüht man sich dort, nach und nach die zum Glück nur noch wenigen Lücken in der schon legendär gewordenen Dave-Robicheaux-Reihe zu füllen. Mit der deutschen Erstveröffentlichung des 17. von mittlerweile insgesamt 23 Bänden um den charismatischen Detective aus dem New Iberia Parish präsentiert Burke ein weiteres Meisterwerk der Kriminalunterhaltung mit dem ihm typischem Südstaaten-Flair. 
Nachdem der Hurrikan Katrina in New Orleans eine vernichtende Schneise der Verwüstung hinterlassen hat, nimmt sich Detective Dave Robicheaux eine Auszeit und fährt mit seiner Frau Molly und seinem besten Freund, dem Privatermittler Clete Purcel, zum Fischen auf eine Ranch in Montana, die ihr Freund Alber Hollister dort besitzt. 
Als Clete, der von dort aus auf einen zweitägigen Trip zu Swan River Country aufgebrochen war, eines Morgens aus seinem Zelt steigt, wird er von zwei unangenehmen Zeitgenossen, Lyle Hobbs und Quince Wigley, darauf hingewiesen, dass er sich auf dem Privatbesitz von Ridley Wellstone befinde. Als sie seine Personalien überprüfen, stellen sie zudem fest, dass er früher als Fahrer für den Mafioso Sally Dio gearbeitet habe, der bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben kam. 
Doch nicht nur für Clete bedeutet der Trip nach Montana Ärger. Robicheaux wird von seinem Kollegen im Missoula County, Joe Bim Higgins, um Mithilfe bei den Morden an der Studentin Cindy Kershaw und ihrem Freund Seymour Bell gebeten. Es dauert nicht lange, da haben es Clete und Dave mit einer ganzen Reihe von unangenehmen Zeitgenossen und merkwürdigen Begegnungen und Ereignissen zu tun. Da findet der entflohene Häftling Jimmy Dale Greenwood unter neuem Namen einen Job bei Daves Freund Albert und wird von dem Gefängnisaufseher Troyce Nix verfolgt, den Greenwood fast tödlich verletzt hatte, nachdem ihn Nix vergewaltigt hatte. 
Greenwood, der ein begnadeter Gitarrist und Sänger ist, will mit Jamie Sue Wellstone durchbrennen, seiner ehemaligen Freundin und ehemals prominenten Country-Sängerin, die es in der Ehe mit dem völlig entstellten Leslie Wellstone nicht mehr aushält. Dass Clete mit der ebenfalls ermittelnden FBI-Agentin Alicia Rosecrans ins Bett steigt, macht die Sache nicht einfacher. Und schließlich mischt noch ein Fernsehprediger mit, der längst nicht so fromm ist, wie er es nach außen hin erscheinen lässt … 
„Unser Leben war untrennbar mit Gewalt und Blutvergießen verbunden. Wir hatten unsere Jugend in Vietnam verloren und ein Souvenir nach Hause gebracht, das uns Albträume bis ans Lebensende bescherte. Wir hatten aus der Vergangenheit nichts gelernt, sondern waren verdammt, unsere Fehler zu wiederholen. Dieser Parkplatz hier war vielleicht nur ein weiterer Zwischenstopp auf unserer deprimierenden Odyssee.“ (S. 370f.) 
Mit seinem 17. Band, der unter dem Originaltitel „Swan Peak“ bereits 2009 erschienen war, legt der mehrfach preisgekrönte Autor James Lee Burke ein ungewöhnlich handlungsintensives Krimi-Drama vor, das mit dem Mord an einem Studentenpärchen beginnt, aber sehr schnell weite Kreise zieht, in denen auch Cletes Vergangenheit mit dem Mafioso Sally Dio wieder aufgewärmt wird. 
Vor allem ist es eine weit verzweigte Geschichte um Sex, Gewalt, Korruption und Verrat, in der viele, oft undurchsichtige Typen mitmischen. Bei so vielen Nebenschauplätzen, die allerdings alle miteinander verknüpft sind, bleiben einige Figuren allerdings ziemlich auf der Strecke, vor allem Daves Frau Molly, aber auch die für Burke typischen atmosphärisch dichten Landschaftsbeschreibungen kommen etwas zu kurz. 
Dafür bietet er einen durchweg packenden Plot, bei dem zwar viele Zufälle für immer neue Konstellationen und Begegnungen führen, der aber den Leser bis zum furiosen Finale in Atem hält. 

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