(Heyne, 158 S., Tb.)
Robert Bloch (1917-1994) wird vor allem durch seine 1959
veröffentlichte Romanvorlage für Alfred Hitchcocks „Psycho“ in
Erinnerung bleiben, doch hat der u.a. mit dem World Fantasy Award und
dem Bram Stoker Award für sein Lebenswerk ausgezeichnete Schriftsteller im
Verlauf seiner langjährigen Karriere ein umfassendes Werk an Romanen und
Geschichten hinterlassen, die anfänglich von H.P. Lovecraft und dem „Cthulhu-Mythos“
inspiriert waren und dann in eine breite Palette von Krimi-, Horror- und Science-Fiction-Stories
übergingen. 1967 erschien mit „The Living Demons“ eine Sammlung von elf Kurzgeschichten,
die zwischen 1941 und 1967 vorwiegend in „Weird Tales“ erstmals veröffentlicht
worden waren und 1970 als „Boten des Grauens“ in einem schmalen Bändchen
bei Heyne in deutscher Erstausgabe erschienen.
In „Harrys Zeitkapsel“ lässt Professor Dr. Dr. Harrison Cramer
eine Zeitkapsel vor allem mit Dingen füllen, die ihm überwiegend seine fünfzehn
Jahre jüngere Frau vorschlägt, und die dann im neuen Haus des Humanismus ins
Fundament eingemauert werden soll. Schließlich würde seine Frau, die übrigens
eine Affäre mit dem Anwalt Rick unterhält, den sie nach einer schnellen
Scheidung von Harry zu heiraten beabsichtigt, Harrys Meinung nach die Mehrheit
repräsentieren. Also lässt er Plattenalben, Filmkopien der Fernsehreihe „Irgendwo,
USA“ und Abenteuerromane zusammentragen und hebt sich das interessanteste Stück
bis zum Schluss auf…
„Von einem Geist skalpiert“ erzählt die Geschichte von einem
Mann namens Orlando Crown, der betrügerische Amateurokkultisten und berufsmäßige
Geisteraustreiber entlarvt. Vor allem die weit verbreitete Praxis, indianische
Geister als Mittler zwischen der Welt der Lebenden und der Toten zu verwenden, stößt
bei Crown auf Ablehnung. Als er jedoch die Bekanntschaft von Mrs. Prinn macht,
wird Crown eines Besseren belehrt…
In „Tod eines Vampirs“ spielt Graf Barsac die Rolle des Vampirs
so gut, dass er die bereits auf der Bühne des Grand Guignol in Paris erprobte Hauptrolle
auch im realen Leben zu verkörpern beabsichtigt, mit unvorhersehbaren Folgen…
„Die Bestien von Barsac“ stellt wiederum eine Variante des
Sujets um einen verrückten Wissenschaftler dar. Hier wird Dr. Jerome in die
Burg des exzentrischen Sebastian Barsac eingeladen, mit der an der Sorbonne
studiert hatte. Barsac habe seit Verlassen der Universität einzig an einer
Veränderung der Zellstruktur des Gehirns gearbeitet, um ein Bindeglied zwischen
Mensch und Tier zu entdecken. Ihm sei es gelungen, mittels mechanischer Hypnose
menschliche Charakteristiken auf Tiere zu übertragen. Dr. Jerome muss sehr
schnell feststellen, dass hinter dem wahnwitzig wirkenden Gefasel seines alten
Kommilitonen mehr steckt, als er ahnt…
In „Der Pakt mit dem Schatten“ hadert ein Drugstore-Betreiber,
der Pharmazie studiert hatte, mit seinem Schicksal, jeden Tag zehn bis fünfzehn
Stunden auf den Füßen zu sein, um seinen Kunden Coca-Cola und Schokoladensodas
auszuschenken. Da ist es eine willkommene Abwechslung für ihn, als ein Mann,
der sich als Chemiker ausgibt, der Experimente durchführt, ungewöhnliche Dinge
wie Eisenhuttinktur, Belladonna, Phosphor und ein Dutzend Kerzen nachfragt. Allerdings
bittet er, den fälligen Betrag für drei Tage zu stunden. Zwar hält der Mann
sein Versprechen, wird aber fortan von einem geheimnisvollen Schatten begleitet…
„Als ich an diesem Abend nach Hause ging, sah ich die dunkle Straße mit neuem Interesse. Die schwarzen Häuser standen wie eine Barriere, hinter der phantastische Geheimnisse lauerten. Reihe auf Reihe, keine Häuser mehr, sondern dunkle Kerker von Träumen. In welchem Haus verbarg sich mein Fremder? In welchem Raum beschwor er welche seltsamen Götter? Wieder einmal fühlte ich die Gegenwart von Wundern in der Welt, von versteckten Seltsamkeiten hinter der Szene von Drugstore und technischer Zivilisation. Noch immer wurden schwarze Bücher gelesen, und wildäugige Fremde gingen und murmelten, Kerzen brannten in der Nacht, und eine vermisste Katze mochte ein Tieropfer bedeuten.“ (S. 99)
Robert Bloch erweist sich in einer seiner besseren
Kurzgeschichten-Sammlungen als Meister des Schreckens, erzählt – natürlich –
von den obligatorischen Vampiren, Okkultisten und experimentierfreudigen
Wissenschaftlern, von leichtgläubigen und skeptischen Menschen, die mehr als
dicht davor sind, die Schwelle zum Wahnsinn zu überschreiten, die aber auch oft
genug eine böse Überraschung erleben. Vor allem ist Robert Bloch, der
auch Drehbücher zu Filmen wie „Das Kabinett des Dr. Caligari“, „Der
Puppenmörder“, „Der Foltergarten des Dr. Diabolo“ und „Totentanz der
Vampire“ schrieb, ein Meister der kurzen, knackigen Pointe.
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