(Kurt Desch, 142 S., Tb.)
Durch seine Romanvorlage für Alfred Hitchcocks Spannungs- und Horror-Klassiker „Psycho“ (1960) wurde Robert Bloch weltberühmt und immer wieder von Fernseh- und Filmstudios damit beauftragt, ähnliche Stoffe für ihre Produktionen abzuliefern. Bevor er die Drehbücher zu erfolgreichen Filmen wie „Das Kabinett des Dr. Caligari“ (1962), „Er kam nur nachts“ (1964), „Die Zwangsjacke“ (1964), „Der Puppenmörder“ (1966) und „Der Foltergarten des Dr. Diabolo“ (1967) verfasste, lieferte er 1962 mit dem Drehbuch zu „The Couch“ eine – übrigens von Blake Edwards mitentwickelte - Story ab, die den Autor von „Psycho“ auf nahezu jeder Seite durchscheinen lässt. Die Romanversion des Films, der hierzulande unter dem Titel „Immer Punkt 7“ zu sehen war, erschien 1967 in der Reihe „Die Mitternachtsbücher“ im Verlag Kurt Desch.
Lieutenant Kritzman von der Mordabteilung des Polizeidepartments Los Angeles hat es mit einem besonders gewieften Killer zu tun, der seine Morde pünktlich um sieben Uhr abends begeht und diese kurz zuvor telefonisch ankündigt. Seine Opfer wählt der 7-Uhr-Killer scheinbar wahllos aus. Mitten in einer Menschenmenge sticht er zu, und ehe sein Opfer tödlich getroffen zu Boden sinkt, ist er auch schon untergetaucht. Kritzman und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel, denn ein Zusammenhang zwischen den Opfern ist nicht erkennbar, noch weniger ein Motiv.
Währenddessen sucht Charles Campbell seinen Psychiater Doktor W. L. Janz auf. Der ist bereits von Campbells Chef darüber informiert worden, dass er wegen der sexuellen Belästigung einer Mitarbeiterin gerade gefeuert worden sei. Campbell spielt die Angelegenheit herunter, freundet sich mit Lanz‘ Nichte Terry an, die neben ihrem Studium in der Praxis ihres Onkels aushilft. Bei ihrem gemeinsamen ersten Ausflug erzählt Campbell der jungen Frau, dass das Gericht ihn damals dafür verantwortlich gemacht hatte, dass seine Schwester tödlich bei einem Verkehrsunfall verunglückt sei. Doch statt von dieser Enthüllung entrüstet zu sein, verliebt sich Terry in den Mann, der unter einer seltsamen Angst vor Couches leidet…
„Er war Gott. Das war das Geheimnis. Diese anderen, alle anderen waren nichts als einfache Leute. Kleine, alberne Menschen, die hierhin und dorthin hasteten, sich zwischen Arbeit und Ruhe hin- und herbewegten, zwischen Schmerz und Vergnügen, in einem endlosen Zyklus vor und zurück pendelten. Nur Gott konnte das aufhalten. Er konnte sie aufhalten. Deshalb war er Gott.“ (S. 52)
Robert Bloch hat mit „Die Couch“ einen kleinen, aber unterhaltsamen Psycho-Thriller geschrieben, der vor allem aus der Perspektive des Killers erzählt wird. Er ist auch die einzige Figur, die in dem Kurzroman an Kontur gewinnt und überhaupt das Interesse sowohl des Autors als auch des Lesers weckt. Bloch entfaltet dabei sukzessive das Psychogramm eines Mannes, der unter schwierigen Verhältnissen aufgewachsen ist und eine viel zu enge Beziehung zu seiner Schwester entwickelte, die die Rolle der verstorbenen Mutter einnehmen musste.
Gerade bei den Inneneinsichten des Killers fühlt man sich an die Schlussszene von „Psycho“ erinnert, als Norman Bates in einem inneren Monolog den Zuschauern offenbarte, was für eine gespaltene Persönlichkeit er ist. Im Vergleich zu seinem Welterfolg „Psycho“ wirkt „Die Couch“ wie der unbeholfene kleine Junge, der in die viel zu großen Fußstapfen seines großen Bruders zu treten versucht, aber nicht mehr als eine schwache Kopie hinbekommt. Dafür bietet die Geschichte zu wenig Raum, um die Figuren für die Leser wirklich greifbar zu machen, und ehe man sich mit ihnen vertraut gemacht hat, ist die am Ende doch etwas unglaubwürdige Story auch schon zu Ende.
Immerhin hat Bloch gelegentlich seine schwarzhumorigen Pointen immer wieder in die Kapitel gestreut, so dass der eigentliche Unterhaltungswert eher aus diesen Elementen als der Kriminalgeschichte genährt wird.