(Rowohlt, 381 S., Tb.)
Der Londoner Kunsthändler Donald Ramsey hat zwar wenig Interesse am sexuellen Akt, dafür umso mehr an erotischer Kunst. Seine jungen Assistentinnen erregen selten seine Aufmerksamkeit. Wenn eine davon, wie die letzte, an deren Namen sich Ramsey nicht mal erinnern kann, von einem Bus überfahren wird, stellt er die nächste ein. Die Anfang zwanzigjährige Anna stellt allerdings eine Ausnahme dar. Sie ist so attraktiv, dass Ramsey es nicht ertragen kann, sie mit einem nicht angemessen gut genug aussehenden Mann glücklich liiert zu sehen. Das bemerkt Ramsey allerdings erst durch Zufall, als er am Abend noch einmal ins Büro der Galerie zurück muss und dort Anna heimlich dabei beobachtet, wie sie sich umzieht und dabei nackt vor dem Spiegel posiert. Sofort ist er von der jungen Frau besessen, will sie näher kennen lernen und begegnet so auch ihrem amerikanischen Freund Marty, den der Galerist sofort zu hassen beginnt. Als Ramsey ein Telefonat mithört, bei dem Anna von ihren Plänen berichtet, mit Marty in die USA zu gehen, bleibt dem Kunsthändler nicht viel Zeit. Also engagiert Ramsey den Dressman Zeppo, der Anna verführen und so ihre Beziehung zu ihrem Freund Marty zerstören soll. Als der Versuch scheitert, entschließt sich Ramsey zu drastischeren Maßnahmen …
Bevor Simon Beckett mit den Romanen um seinen Ermittler David Hunter („Die Chemie des Todes“, „Kalte Asche“ und „Leichenblässe“) zu Weltruhm kam, hat er seit 1993 bereits andere Romane mit verschiedenen Themen und Protagonisten veröffentlicht, die nach den David-Hunter-Bestsellern nun von Rowohlt in Taschenbucherstausgaben nachgeliefert werden. „Voyeur“ ist Simon Becketts Erstlingswerk und ist vor allem ein Thriller um erotische Obsessionen. Wie der Kunsthändler als Ich-Erzähler seine erstmals für eine lebendige Frau entfachte Leidenschaft schildert, ohne sich selbst mit ihr vereinen zu wollen, ist überzeugend, zuweilen sogar amüsant dargestellt. Spannend wirkt vor allem die schwierige Geschäftsbeziehung zwischen Ramsey und Zeppo, doch das Finale fällt überraschend unspektakulär aus.
Dieses Manko hat Simon Beckett in seinen späteren Werken zum Glück behoben.
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