(Insel, 377 S., HC)
Der Titel des neuen Romans des schwedischen Autors Vallgren, der viele Jahre in Berlin gelebt hat, macht neugierig. Was kann an einer Liebe „ungeheuerlich“ sein? Das Rätsel wird schnell gelüftet: Als Doktor Götz in einer unbarmherzigen Winternacht des Jahres 1813 ins prominenteste Bordell Königsberg gerufen wird, soll er gleich zwei Frauen entbinden. Das eine unglückliche Mädchen liegt seit vierzig Stunden in den Wehen und bringt eine Missgeburt zur Welt, ehe sie - erschöpft von der schwierigen Geburt – stirbt: einen verkrüppelten Jungen mit einem riesigen Kopf ohne Ohren und Gehörsinn, verstümmelten Armen und Händen, eigentlich zu einem frühen Tode bestimmt, doch wie durch ein Wunder bleibt das hässliche Kind, Hercule Barfuss mit Namen, am Leben.
Das zweite Kind wird ohne Komplikationen geboren, ein hübsches, groß gewachsenes Mädchen, das auf den Namen Henriette Vogel getauft wird. Die beiden Kinder wachsen gemeinsam auf und lieben sich inniglich. Im Alter von zehn Jahren soll Henriette versteigert werden, nachdem eine Frau des Etablissements bestialisch zugerichtet wurde und die Kunden abschreckt. Die Wege der beiden Kinder trennen sich. Hercule entwickelt unglaubliche Fähigkeiten, lernt mit seinen Füßen Orgel zu spielen und kann vor allem Gedanken anderer Leute lesen. Das macht ihm vor allem in den Augen der Kirche verdächtig. Nach einem Aufenthalt im Irrenhaus kommt Hercule in die Obhut des liebenswürdigen Mönchs Julian Schuster, kann sich dann aus den Fängen der wiederbelebten Inquisition befreien und verdingt sich bei dem Wanderzirkus unter dem Direktor Barnaby Wilson, einem kleinwüchsigen Zyklopen, der wie Hercule die Gabe des Gedankenlesens beherrscht. Von ihm lernt Hercule die Ideen der frühen Sozialisten und die Schätze der romantischen Literatur und Kunst. Das Ziel seiner aufregenden Reise bleibt aber Henriette. Fest davon überzeugt, dass auch sie ihn sucht, hält allein der Gedanke an die Liebe zu ihr, ihn am Leben... Eine bewegende wie turbulente Liebesgeschichte in historisch unruhigen Zeiten!
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