Jilliane Hoffman – (C.J. Townsend: 4) „Nemesis“

Dienstag, 26. März 2019

(Wunderlich, 524 S., HC)
Als die New Yorker Studentin Lana mit drei weiteren Mädchen aus ihrem Wohnheim in Miami Urlaub macht und sich schon zu langweilen beginnt, freut sie sich über einen Tinder-Match mit dem 30-jährigen Business-Manager Reid. Er lädt sie in seiner Mercedes-Benz-Stretch-Limo zu einer exklusiven Party ein, die sich für Lana allerdings zu einer Todesfalle erweisen soll. Als ihre kopflose Leiche auf einer Mülldeponie in Südflorida gefunden wird, erfährt die Staatsanwältin C.J. Townsend durch einen früheren Kollegen ihres Mannes Dominick Falconetti bei der Cupido-Taskforce von dem Vorfall, der böse Erinnerungen an William „Cupido“ Bantling bei ihr wachruft.
Bantling hat nicht nur Townsend als 25-Jährige vergewaltigt und ihr Leben in den vergangenen zwanzig Jahren zur Hölle gemacht, sondern noch elf Frauen sexuell misshandelt und getötet. Nach einer zehnjährigen Auszeit ist sie vor zwei Jahren dem Ruf ihres alten Freundes Lou Todd zurück nach Miami gefolgt, wo sie als Chief Assistant State Attorney rund 250 Anwälte zu managen und ihre eigenen Fälle zu verhandeln hat. Cupido wurde 2015 für seine grausamen Taten zum Tode verurteilt, konnte aber bei seiner Überstellung vom Florida State Prison nach Miami, wo er als Zeuge in einem Prozess aussagen sollte, während eines Hurrikans fliehen. Offiziell ist Bantling weiterhin auf der Flucht, nur C.J. Townsend weiß es besser, denn sie hat ihn getötet.
Doch der sadistische Club, dem Bantling damals angehörte, treibt noch immer sein Unwesen, wie das Brandzeichen auf der Schulter des jüngsten Opfers beweist. Vor seinem Tod hatte Bantling Townsend noch die Zugangsdaten und eine Liste der Namen übergeben, die dem elitären Club angehören, dessen prominente Mitglieder vor laufenden Kameras beobachten, wie junge Mädchen gefoltert, vergewaltigt und getötet werden. Townsend, die mit ihrem Mann Dominick auch ihre Beziehung und noch eine Adoption auf die Reihe bekommen will, macht sich auf eigene Faust auf die Jagd nach den Bestien und schert sich dabei nicht um eine gesetzeskonforme Vorgehensweise …
„Manche Rollen waren die Nietenjobs, die sonst keiner wollte. Aber sie mussten trotzdem übernommen werden, damit die Gesellschaft funktionierte. Irgendwer musste den Dreck wegräumen, den Tatort reinigen, den Giftmüll entsorgen. C.J.s Rolle war es, für Recht und Ordnung zu sorgen. Niemand wollte tun, was sie tat, aber es musste getan werden.
Denn sonst, wenn niemand Vergeltung übte, würde die Welt im Chaos versinken.“ (S. 159) 
Nachdem C.J. Townsend ihrem Peiniger Bill Bantling vor mehr als zwanzig Jahren entkommen konnte, hat sich die taffe Staatsanwältin selbst zum Killer in eigener Sache entwickelt und sowohl den psychopathischen Psychiater Dr. Gregory Chambers als auch Bill Bantling getötet. Nun macht sie Jagd auf die weiteren gesellschaftlich hochgeschätzten Club-Mitglieder aus Politik, Sport, Justiz, Wirtschaft und Showgeschäft. Ihre eigene Geschichte macht dieses fragwürdige Selbstjustiz-Szenario zwar plausibel, doch die Ausführung des Rachefeldzugs beschreibt die ehemalige Staatsanwältin Hoffman schon nicht mehr so glaubwürdig. Nichtsdestotrotz ist dieses Katz-und-Maus-Spiel höchst spannend inszeniert, denn mittlerweile befindet sich ein weiteres Mädchen in der Gewalt des elitären Clubs, den Townsend von innen heraus zerstören will. Townsends private Angelegenheiten kommen dabei etwas kurz, und die Adoption des noch ungeborenen Kindes einer Meth-Süchtigen wirkt nicht besonders überzeugend. Hoffman versteht es allerdings, in ihrer schnörkellosen Sprache den Leser mitzureißen und ihn bei ihrer Jagd nach den Peinigern junger Frauen bis zum Schluss mitfiebern zu lassen.
  Leseprobe Jilliane Hoffman - "Nemesis"

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