Als sich Hobbyjäger Llewelyn Moss im vulkanischen Geröll der texanischen Wüste nach Antilopen Ausschau hält, entdeckt er durch sein Fernglas drei Pick-ups und Broncos auf dem Schwemmland, die darum verstreuten Männer schienen tot zu sein. Moss untersucht die Fahrzeuge, findet zunächst eine Wagenladung mit Drogen, dann neben all den Toten auch einen schwerverletzten Mann, der um Wasser bittet. Doch Moss geht der blutigen Spur eines weiteren Mannes nach, der es allerdings nicht weit geschafft hat. Moss nimmt aber den Koffer mit über zwei Millionen Dollar an sich und macht sich auf den Weg nach Hause, wo seine 19-jährige Frau Carla Jean auf sich wartet und er den Koffer versteckt.
Als Moss im Krankenhaus seine Wunden nach seiner ersten Begegnung mit Chigurh behandeln lässt, bekommt er Besuch von Wells, einem weiteren Killer, der Chigurh außer Gefecht setzen und das Geld wieder zurückbringen soll. Vergeblich versucht er Moss vor Augen zu führen, was Chigurh für ein Typ ist.
„Sie können keinen Deal mit ihm machen. Ich sage es Ihnen nochmal. Selbst wenn Sie ihm das Geld gäben, er würde sie trotzdem umbringen. Auf diesem Planeten lebt kein Mensch, der jemals auch nur ein unfreundliches Wort zu ihm gesagt hat. Sie sind alle tot. Das sind keine sehr sonnigen Aussichten. Er ist ein eigenartiger Mann. Man könnte sogar sagen, er hat Prinzipien. Prinzipien, die über Geld oder Drogen oder dergleichen hinausgehen.Tatsächlich sind weder Wells noch Lew dem gnadenlosen Killer gewachsen, der mit stoischer Beharrlichkeit seine Mission zu erfüllen gedenkt. Tatenlos muss der von seinen Vietnam-Erinnerungen noch immer mit schlechtem Gewissen geplagte Sheriff Bell verfolgen, wie Chigurgh seine Blutspur durch Texas zieht. Ihm ist ebenso klar wie jedem anderen Beteiligten, dass es für niemanden Erlösung gibt.
Warum erzählen Sie mir überhaupt von ihm?
Sie haben nach ihm gefragt.
Und warum geben Sie mir Antwort?
Wahrscheinlich, weil ich glaube, dass es mir meinen Job erleichtern würde, wenn ich Sie dazu bringen könnte zu begreifen, in welcher Lage Sie sind. Ich weiß nichts über Sie. Aber ich weiß, dass Sie ihm nicht gewachsen sind. Sie glauben, Sie sind es. Aber Sie sind es nicht.“ (S. 141)
Der für sein apokalyptisches Road Movie in Romanform „Die Straße“ mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Autor Cormac McCarthy („All die schönen Pferde“) beschreibt in den von den Coen-Brüdern meisterhaft verfilmten Werk „Kein Land für alte Männer“, wie selbst die abgeschiedensten Wüstenregionen in Amerikas Süden von hässlicher Gewalt, Geldgier und Mordlust verdorben wird. Vor allem in den immer wieder eingeschobenen, von Selbstvorwürfen und Ratlosigkeit triefenden Gedanken-Monologen des Sheriffs wird deutlich, dass es kein Heilmittel gegen die durch den Menschen vorangetriebene Zerstörung gibt. So muss er als fassungsloser Beobachter hinnehmen, wie Unschuldige entweder per Gerichtsbeschluss oder durch die willkürliche Lust eines Killers dem Tode geweiht sind.
Cormac McCarthy kennt nur Punkt und Komma als Satzzeichen, Gänsefüßchen für wörtliche Rede sind ihm fremd. Insofern bedarf es einer gewissen Gewöhnung, sich mit seiner Sprache anzufreunden, aber die schnörkellosen, doch poetischen Beschreibungen dieser ans Groteske grenzenden Katz-und-Maus-Jagd, bei der es keine Gewinner gibt, fasziniert mit magischer Sogkraft.
Lesen Sie im Buch "Kein Land für alte Männer"