(Eichborn, 144 S., HC)
Seit über zehn Jahren belustigt und schockiert das Kleine Arschloch auf herrlich anarchistische Weise sein Publikum. Mit „Schamlos“ wird dem rotzfrechen Bengel ohne Schamgefühl und moralische Werte nun ein außergewöhnliches Denkmal gesetzt.
In unzähligen Comic-Strips und –Büchern und sogar einem Kinofilm ist der pubertäre Anarchist zu einem echten Star avanciert, der zwar auch die Sittenwächter auf den Plan rief, aber mit seinem unbekümmerten, hemmungslosen Charakter insgeheim unsere unterdrückten Fantasien zum Ausdruck bringt.
Die vorliegende Retrospektive bietet weniger die vielleicht zu erwartende „Best of“-Sammlung aus den mittlerweile zahlreichen „Kleines Arschloch“-Bänden. Zwar sind so einige Strips vertreten, auch der allererste, der bezeichnenderweise in einem Porno-Shop spielt, aber vor allem finden sich hier interessante Anekdoten, z.B. Walter Moers' Erinnerungen daran, wie er diese Figur erfunden hat, Faksimiles des Tagebuchs, in das das Kleine Arschloch seine unglaublichen Erlebnisse und Gedanken niederschreibt, Skurriles aus dem Merchandise-Bereich, Ausflüge in die Welt des Kleinen Arschlochs und die Kunst, letztlich auch sowohl überschäumende wie zerschmetternde Fanbriefe mit entsprechenden Antworten, unveröffentlichte Tagebuchnotizen und Zeichnungen, alles schön mit Kommentaren des Autors versehen, und als Gimmick gibt’s die „Kleine Arschloch“-Maske obendrein dazu. Statt einer lieblosen Zusammenstellung bekannten Materials bietet „Schamlos“ also durchaus neue und höchst vergnügliche Einblicke in die Welt des pubertierenden, pickligen, bebrillten Arschlochs.
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