(Blessing, 256 S., HC)
Vor drei Jahren gelang dem 1971 geborenen, ehemaligen Leiter der Berliner Seiten in der FAZ, Florian Illies mit „Generation Golf“ eine witzige Inspektion seiner in den 80ern Jahren von Modern Talking sozialisierten Generation, die ganz unbelastet von Holocaust und Studentenrevolte einen ausschweifenden Hedonismus pflegte. In der Welt von Nutella, „Wetten, dass...?“, Cappuccino, dem von den Eltern bezahlten VW Golf, Rubik’s Cube, Kajagoogoo und A-ha schien alles einfach wunderbar und bunt und einfach zu sein.
Illies gelang damit ein Bestseller, dem ursprünglich keine weitere Bestandsaufnahme folgen sollte. Der Autor vermutete, dass sich in Zukunft nicht viel ändern würde. Weit gefehlt. Nach dem 11. September 2001, dem Einbruch der Aktienkurse und dem Irak-Krieg scheint auf einmal nichts mehr so zu sein wie zuvor. Die erfolgsverwöhnte Generation der um 1970 Geborenen hat mit bis in den engsten Bekanntenkreis vordringenden Arbeitslosigkeit, gescheiterten Beziehungen, der Wahl des richtigen Wohnbezirks in Berlin und Kommunikationsdefiziten durch den Siegeszug von Handys, Chat-Rooms und Internet zu kämpfen. So treffend und witzig Illies’ zweite Bestandaufnahme seiner Generation auch ausfällt, ein wenig kritischer hätte sie trotzdem ausfallen können. Nicht mal im Ansatz wird auf Möglichkeiten für einen Weg aus der vorverlegten Quarterlifecrisis hingewiesen. Illies scheint sich selbst im Dschungel der Lebensgestaltung zwischen Aldi, Ikea und Wellness-Angeboten verirrt zu haben und beschreibt daher seine ganz eigenen Erinnerungen an die 80er. Ab und zu ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus hätte dem Buch sicher gut getan.
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