(Du Mont, 328 S., HC)
Er wollte schon immer mal „mein Buch“ schreiben, eine Art „Apologia pro vita sua“, eine Verteidigung des eigenen Lebens, ein Buch über seine Erinnerungen vom ersten Mal und von der Sehnsucht. Es könnte aber auch die Autobiographie seines Schwanzes sein, den er liebevoll Max nennt. Tatsächlich schlägt Arnold Stadler nach seinem hochgelobten Roman „Ein hinreißender Schrotthändler“ einen weiten Bogen quer durch sein Leben und wieder zurück, macht mal hier Station, mal dort, immer ganz episodenhaft und spontan.
Wie er nach Berlin geflüchtet ist, um dem Wehrdienst zu entgehen, erfährt man, über seinen Vortrag, den er in Bleckede hält, von seiner Reise durch die Lüneburger Heide und den sinnlichen Erinnerungen an seine Friseurbesuche, wo sein Kopf bei der eigentlich zu kostspieligen Haarwäsche im Busen seines Schwarms, über den Schulausflug mit Herrn Schultze, von der Sehnsucht nach dem Meer. Vor allem lässt sich Stadler über seine ständigen Erektionen lang und breit aus – deshalb hätte das Buch auch die besagte Autobiographie seines Schwanzes sein können, was es letztlich vielleicht auch ist. Hat man sich erst einmal an Stadlers manchmal etwas gezwungen umständliche Sprache gewöhnt und an die willkürlich wirkenden Zeitsprünge, vermag der komische wie melancholische Ton seiner Lebensgeschichte durchaus zu unterhalten.
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